Die Erfindung des Designs. Design und Designdiskurse der Moderne

Die gestalterische Moderne bezeichnet eine Epoche, die vom 19. Jahrhundert bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts reicht, und entscheidend von den Bedingungen der Industriegesellschaft geprägt ist. Durch industrielle Massenproduktion und technische Innovation entsteht im Laufe des 19. Jahrhunderts eine neue Produktkultur, und mit ihr das neue Berufsbild des Designs. Designer*innen begeben sich auf die Suche nach neuen Gestaltungsprinzipien, arbeiten an sozialen Problemen und an einem neuen Lebensgefühl. Die Geschichte des modernen Designs ist, wie alles, komplex und widersprüchlich: Der Historismus sucht nach Identität in überkommenen Dekorstilen, Arts and Crafts finden im Handwerk ein ethisches Gegenmodell zur modernen Industriearbeit. Japanische Gestaltung wird zur wichtigen Inspirationsquelle für Jugendstil und Avantgarde. Ornamentkritik ist Wegbereiter funktionalen Designs, aber auch Ausdruck für das koloniale Gedankengut eines weißen Bürgertums. Mit ihren Utopien einer kollektiven Neugestaltung der Welt prägen Avantgardebewegungen wie De Stijl und das Bauhaus das heroische Bild der Designmoderne, reproduzieren aber auch systematische Ausgrenzung, aus der sich die Bauhausfrauen erst herauskämpfen müssen.

Das Design der Moderne prägt in Gestalt der ‚modernen Designklassiker‘ auch heute noch vielfach unsere Wahrnehmung von Design insgesamt. Durch die Wende von der modernen Industriegesellschaft zur postmodernen Kommunikationsgesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden aber die Prämissen der modernen Gestaltung zunehmend in Frage gestellt.

Wir betrachten anhand von zentralen Beispielen und Texten das Design und die Designdiskurse der Moderne und fragen uns, was davon heute noch für uns relevant ist.

BA. 1. Semester Produktdesign (Kultur- und Designgeschichte I)

Dozent: Martin Beck,

Zeit: Donnerstag 14-17 Uhr

Ort: STR, Raum 207