Kunst und Design in der Epoche der Fake News

„Doch aktuelle Erfahrungen, etwa mit Alternative Facts lassen künstlerische Mischformen aus Fakten und Fiktion oder die Montage kontextlosen Dokumentarmaterials stark an subversivem Charme und erhellendem Witz verlieren.“

Brigitte Werneburg zur Ausstellung Forum Expanded in der Akademie der Künste, taz, 17. 02. 2017

 

Mit der Rolle von Kunst und von Design in der Demokratie beschäftigen sich viele Positionen der politischen und ästhetischen Theorie, der Designtheorie und der Philosophie. Was aber passiert, wenn die Demokratie als etwas, worauf hin Kunst sich entwirft, so großen Veränderungen unterworfen wird, dass dies auch für die Selbstpositionierung der Künste und des Designs Konsequenzen hat?

Trumpismus, Rechtspopulismus und Neoliberalismus schaffen „Alternative Fakten“, sie produzieren in einem neuen Ausmaß „Fake News“.  – Welche Konsequenzen haben diese für das Selbstverständnis von Design und Kunst, in denen das Fiktive seit der Moderne eine Rolle spielt? In dem Textseminar wollen wir ausgehend vom Begriff der Postdemokratie, den Colin Crouch 2003 entworfen hat, die „Neigung des Neoliberalismus“ diskutieren, „die Manipulation von Informationen und die Diskreditierung von Fachwissen zu befördern“. Wir vergleichen Texte zum Neoliberalismus mit der Totalitarismustheorie von Hannah Arendt, um dann im Fortgang des Seminars zu fragen, welche künstlerischen Strategien sowie theoretischen Bestimmungen künstlerischen und gestalterischen Handelns sich aus dieser veränderten Situation ergeben können.

Aufgrund starker Nachfragen wird das Seminar um ein weiteres Semester verlängert. Nachdem wir im SoSe 2017 vorrangig mit den Begriffen Postdemokratie beschäftigt und Theorien des Neoliberalismus diskutiert haben, sollen im WiSe 2017/18 Texte zur Fiktivität der Kunst im Vordergrund stehen. Die Frage bleibt weiterhin, wie das in der Demokratie „höchste Gut der Wahrheit“ (Arendt) im Verhältnis zum Fiktionalen steht – innerhalb und außerhalb der Kunst.

Das Seminar baut auf das Seminar im Sommersemester auf – Studierende, die neu hinzukommen, sind ebenfalls willkommen. Es handelt sich um ein Textseminar, daraus folgt: Die Bereitschaft zur vorbereitenden Lektüre ist erforderlich für die Seminarteilnahme.

 

Seminarleitung: Prof. Dr. Judith Siegmund

Kulturwissenschaften, B.A. 5. Semester

Freitag 10-13 Uhr, Raum 303, Lietzenburger Str. 45