Moderne

Moderne

Im weitesten Sinne bezeichnet der Begriff der Moderne die Phase der Geschichte, in der sich der Mensch von der Tradition ab und der freien Zukunftsgestaltung zugewandt hat. Im 20. Jahrhundert wurde Moderne zum Schlagwort für die prominenteste Architekturbewegung sowie zahlreiche künstlerische und gestalterische Strömungen, deren einzige Gemeinsamkeit die entschlossene Abkehr von ihren Vorläufern war.

Im Seminar soll es weniger um künstlerische Gesten der Disruption wie Dada, Marcel Duchamp oder Fluxus gehen, als um Visionen einer Reform aller Lebensverhältnisse, wie sie zuerst Arts & Crafts, Bauhaus, Suprematismus, Wiener Moderne und Futurismus angestrebt haben. Auch nach dem 2. Weltkrieg wollten Künstlerkreise wie der belgische “Essentialisme”,  die italienische “Arte Povera”, der französische “Nouveau Réalisme” und die Düsseldorfer “Zero”-Gruppe die Kultur von einem Nullpunkt aus neu entwerfen. Abgesehen von der Reform-Kleidung des Fin-de-Siècle kann von einem missionarischen Elan in  der Mode erst ab den 60ern Jahren gesprochen werden, als neben den Streetstyles auch Basics, Minimalismus und Purismus bestimmend wurden.

Angesichts der Ausdifferenzierung aller Lebensverhältnisse und der starken Konjunktur des Individualismus stellt sich die Frage, ob die Idee der Modernisierung ihren Zenit überschritten hat. Handelte es sich dabei nur um elitären Reformeifer einer westlichen Hochkultur, die Globalismus und Multikulturalismus hinweggefegt haben? Oder   haben wir es mit einer verschütteten Utopie zu tun, die sich mit den ökologischen Problemen der Gegenwart kurzschließen lässt und eine Handhabe bei der Bewältigung weltweiter Konflike liefern kann?

Vorbereitende Lektüre: Peter Gay, Moderne, Frankfurt/Main 2008

Prof. Dr. Ingeborg Harms

Hauptseminar WS 2017/18

Raum 208

Freitags, 15-18 Uhr