Zwischen Kunst und Industrie | WM Jan Sieber

Die moderne Gestaltung war gespalten zwischen ihrer künstlerischen und ihrer industriellen Dimension. Im Versuch der Rückkehr zum Handwerk wider die Industrie wendete sie sich wieder mehr der Kunst zu. Als Ingenieursleistung war sie ganz der Industrie zugehörig. Dazwischen bildete sich das moderne Design heraus, das Kunst und Industrie miteinander zu vereinen versuchte. Für das moderne Design galten daher anders als für die klassische Autonomie-Ästhetik und die l’art pour l’art „nützlich“ oder „technisch“ und „schön“ nicht mehr als unvereinbare Gegensätze. Die erste Weltausstellung in London im Jahre 1851 und die dadurch ausgelöste Debatte über das Verhältnis von Kunst und Industrie markieren diesbezüglich eine Epochenschwelle und einen Bruch im ästhetischen Bewusstsein.

Vor diesem historischen Hintergrund behandelt das Seminar zentrale Positionen aus der Geschichte der modernen Gestaltung: Erstens Bestrebungen der Industrialisierung des Kunsthandwerks in den Weltausstellungen, dem Historismus und der Gründerzeit; zweitens Reaktionen auf diese Entwicklung in der Rückkehr zum Handwerk, vertreten durch John Ruskin, William Morris und der Arts and Crafts Bewegung; und drittens Versuche einer angemessenen Verbindung von Kunst, Handwerk und Industrie im Jugendstil, Werkbund und Bauhaus.

 

Modul 4: Kultur- und Designgeschichte || BA – 1. Studienjahr || Di 9.15–11.45 Uhr || Raum 207