Maja Denker

 

Lost and Found // 2014 // Bachelorarbeit Modedesign

Das Vergangene und das Bewahren alter Dinge übte schon immer eine große Anziehungskraft auf mich aus. In alten Erinnerungen schwelgen, darüber erzählen und alte Fotoalben durchstöbern gefiel mir von jeher gut. Der Ausgangspunkt meiner Bachelorarbeit sind alte Fotografien meiner Familie aus den frühen 30er Jahren. Ebenso beschädigte Polaroids, die durch chemische Prozesse das Motiv nicht wieder erkennen lassen. Darauf basierend entwickelte ich mein Konzept. Zu Beginn stellte ich mir die Frage, was genau diese Faszination der Bilder ausmacht – sind es die Menschen, die Kleidungsstücke, die verblassten Farben oder vielleicht der eigentümliche Geruch? Die Stimmung, die Gedanken und Gefühle an eine andere Zeit machen diese Fotografien für mich zu etwas Besonderen. „Lost and Found“ steht für einen wiederentdeckten Ort. Erst verlassen, dann vergessen und der Witterung überlassen, findet man nur noch vereinzelte Spuren wieder, die an das Damalige erinnern.
Die Atmosphäre wird vornehmlich durch den Zustand der Bilder transportiert. Die vielen Jahrzehnte des Aufbewahrens sind den Fotografien anzusehen, sie zeigen Spuren der Alterung, verblichene, entsättigte Farben, die schwarz-weiß und Sepiatöne wirken morbide und lassen eine schöne Patina entstehen. Doch wie entwickeln sich Alterungsprozesse und wie verlaufen sie?
Mit dieser Inspiration startete ich die unterschiedlichen Formen von Alterungserscheinungen zu recherchieren. Ein reiches Spektrum boten mir die natürlichen Spuren von Witterung und Erosion. Gut zu finden und zu erkennen im urbanen Raum. Vor allem freistehende Mauern und Häuserfassaden sind diesen Prozessen direkt ausgesetzt und zeigen schon nach kurzer Zeit eine Veränderung. Eine Fülle von Anregungen fand ich daher an verlassenen Orten. Diese sind geprägt von unzähligen Verfallserscheinungen.
Was ist diesem Ort geblieben, wo hat eine Veränderung stattgefunden?
Natürliche Alterungsprozesse und menschliche Vernachlässigung haben Details verschwinden lassen. Die verbliebenen Dinge haben eine Patina bekommen und veranschaulichen die vergangene Zeit.
Eine natürliche Patina verläuft immer sukzessiv und zufällig. Details werden mit der Zeit unkenntlich, Übergänge unscharf und Formen weicher.
In meiner Kollektion greife ich diese Ästhetik des Verfalls auf. Entstanden ist eine Kollektion, die durch textile Bearbeitung in Druck, Haptik und Farbigkeit eine Atmosphäre entstehen lassen soll, die die eigene individuelle Erinnerung an einen verlassenen Ort wieder erweckt. So ist der Verfall auf manchen Kleidungsstücken in Form der Prints deutlich sichtbar, auf anderen wiederum nur durch die Haptik spürbar. Dabei ging es mir nicht nur darum die Patinierung offensichtlich zu veranschaulichen, sondern auch um das Subtile. Ich habe bewusst Details verschwinden lassen und reduziert.
Bei meiner Kollektion stand die Entwicklung der textilen Interpretation im Vordergrund und war Ziel meiner Arbeit.

Betreut von:  Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // Christina Klessmann

// fotos: Phillip Koll
// model: Juliane (VIVA)
// hair/ make-up: Patricia Heck