NAN LI

 

call of beauty // 2013 // Bachelorarbeit Modedesign

Funktion, Disziplin, Erfolg – in der heutigen Leistungsgesellschaft sind die Anforderungen an das Individuum klar von einem Wertehorizont der Macht und Stärke geprägt. Für Feminität ist kein Platz mehr in unserem beschleunigten, rationalen und technologisierten Alltag. Werte wie Emotionalität, Romantik und Tradition haben bizzarerweise einen negativ „weiblichen“ Beigeschmack bekommen.

In meiner Kollektion hinterfrage ich Attribute, die wir heutzutage intuitiv mit Schwäche bzw. Stärke assoziieren. Es entsteht eine reine Jugendkultur für Mädchen, welche mit einer übersteigerten Inszenierung ihrer Sinnlichkeit und Zerbrechlichkeit provozieren- gipfelnd im Bild der Braut als Vollendung alles Weiblichen. Auf der einen Seite steht das weiße Kleid für das bedeutungsvollste und romantischte Kleidungsstück in der Wunschgarderobe jedes kleinen Mädchens. Andererseits assoziieren wir mit ihm auch immer Abhängigkeit und Passivität.

Das Sportive und Maskuline des urbanen Kleidercodexes wird durch voluminöse Klettelemente gebrochen, denn bei Hochzeitskleidern –  und bei der generellen Idee der „Traumhochzeit“ – spielen Dekoration und Tradition die Hauptrolle.

In dieser neuen, überromantischen, -zärtlichen, und -sinnlichen Uniform ziehen meine Mädchen in den Kampf gegen die Regeln und Erwartungen unserer erbarmungslosen Gesellschaft.

Betreut von:  Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // Stefan Hipp

// fotos: Nicolas Contor
// model: Lysanne Geller (Mega)