Tanja Ellensohn

 

Phantasmagoria // 2014 // Bachelorarbeit Modedesign

„Die Welt ist eine Maskerade. Gesicht, Kleid, Stimme – alles ist Verstellung. Alle möchten so erscheinen, wie sie nicht sind. Sie nasführen einander, und keiner kennt sich selbst.“
(Goya, Capricho 6)

Wie ist es möglich, dass Goyas schwarze Bilder eine solch anziehende und gleichzeitig abstoßende und unerträgliche Wirkung auf uns haben? Was bewirken die Bilder bei deren Betrachtung in uns? Und welche Stilmittel verwendete Goya um derartig widersprüchliche und starke Emotionen zu erzeugen?
Inspiration meiner Abschlusskollektion waren die „Pinturas Negras“, die Bilder der schwarzen Manier des spanischen Malers Francisco de Goya.
Man begreift, dass für Goya die Hölle hier auf Erden ist und die Dämonen die Menschen selbst sind. Es besteht kein Bruch zwischen der Realität und der infernalischen Phantastik. Die Welt ist der Teufel und der Teufel ist das „Nichts“. Das bedeutet Sinnlosigkeit, Fehlen aller Bindungen, Wahnsinn und Besessenheit.
Goya nahm mich mit auf eine dunkle Erforschungsreise über das Groteske und das Unheimliche.
Ziel meiner Kollektion soll es sein, dem Betrachter an das Gefühl heranzuführen, welches damals der Besucher in Goyas Haus, der „Quinta del Sordo“ beim betrachten der schwarzen Bildern empfunden haben muss. So, wie Goya damals mit dem Geschmack seiner Epoche brach und seine Bilder bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben, soll meine Kollektion auch zeitlos sein und eher als Träger von Emotionen dienen, welche den Betrachter ein Stück weit auf sich selbst zurückwirft, die Ignoranz und Laster menschlicher Existenz vor Augen führt und ihn zur Selbstreflexion zwingt.
Erhabenes, Infernalisches, Unheimliches, Groteskes, Unkonventionelles und Absurdes bilden vereint mit Metamorphosen und Symbiosen von historischen Kleidungselementen der Aufklärung, Silhouetten von Nachtgestalten, sowie eine gewandartig-verschwenderische Couture-Charakteristik, sind das Wesen meiner Kollektion.

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// www.tanjaellensohn.com

Betreut von:  Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // KM Mads Dinesen

// fotos: Franz König
// model: Johanna Streicher
// hair/ make-up: Venus Nemitz