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› DIE LUST AM LESEN ‹ // DESIGNTRANSFER 2015
Der Wunsch nach mehr Zeit für sich (also nach Autonomie), Kompetenz (ich kann/weiß etwas) und das Verlangen nach neuen Erlebnissen und Erfahrungen sind grundliegende menschliche Bedürfnisse (z.B. Deci & Ryan, 2000). Ein gutes Buch kann diese Bedürfnisse bedienen. Mit ihm nimmt man sich Zeit für sich, man wird dabei etwas Neues lernen und Neues erleben, was man womöglich anders nicht hätte erfahren können. Viele verspüren sogar den Wunsch mehr zu lesen und tun es doch nicht.
Mit Hilfe dieser Lampe wird ein Moment geschaffen, in dem, an den Wunsch mehr zu lesen erinnert wird und Lesen möglich ist. Der Nutzer entscheidet, wann und wo tagtäglich ein guter Moment sein könnte, an das Lesen erinnert zu werden und stellt dies individuell für sich ein. Er hängt das Buch, welches er zur Zeit lesen möchte über das Leuchtmittel der Lampe und nutzt sie so als Lesezeichen. Von nun an beginnt die Lampe täglich zur eingestellten Zeit zu leuchten und bietet ihr Licht an. Dieses leuchtet in die Seiten des Buches und schafft zusätzlich um sich herum eine gemütliche Atmosphäre. Der Nutzer kann sich nun entscheiden, das Licht zu gebrauchen, indem er das Buch abnimmt und zu lesen beginnt oder aber er schaltet die Lampe wieder aus. Dafür hängt er das Buch zurück über das Leuchtmittel.
Die Lampe macht nur ein Angebot und erinnert an eine Handlung, die man gerne häufiger vollziehen möchte. Sie lässt einem Raum zur eigenen Entscheidung, sie akzeptiert, dass man grade keine Zeit zum Lesen hat, möchte jedoch das man dem Buch wenigstens einen Moment Aufmerksamkeit schenkt. Sie wird nicht streng sein und einem das Nutzen des Lichts ohne dabei zu lesen verbieten, sie wird nicht tadeln, wenn das Buch sofort wieder zurück gehängt wird. Zum Tun-Können gehört das Nicht-Tun-Können also unbedingt dazu (Busch, Elemente einer Philosophie der Passivität, 2013), sonst wäre es reiner Zwang. Die Intension der Lampe ist klar, sie möchte, dass man täglich ließt, tut man es nicht wird man sich ein wenig an ihr reiben (vlg. Laschke & Hassenzahl, pleasurable troublemakers, 2014), tut man es wird man mit neuem Wissen, fremden Erfahrungen und neuen Gewohnheiten belohnt.
Betreut von: Prof. Dr. Kathrin Busch // Dr. Matthias Laschke
Material: Holz // Metall // Plexiglas
Technik: Arduino
Kontakt: // www.annekarrenbrock.de
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› DIE LUST AM LESEN ‹ // Rundgang 2015
Seine Hand streift mich fast nebensächlich, sie verweilt einen Moment zu lange, um nicht einer beabsichtigten Handlung zu folgen. Dann, beinahe unerwartet, hebt er mich auf seinen Schoß und betastet und liebkost mich behutsam. Ich öffne mich ihm und zeige ihm mein Innerstes. Nun kann er seine Augen nicht mehr von mir lassen, sie wandern immer wieder von links nach rechts, immer und immer wieder, bis sie in mich hineintauchen und er in mir verschwindet und Teil meiner Erzählung wird.