Anna-Luisa Rubisch – The Limits of Control

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Urbane Räume im Zeitalter des Anthropozäns. Begreift die Menschheit ihre eigenen Handlungen als Naturgewalt, erweist sich die vor allem in westlichen Kulturkreisen oft angenommene Dualität von Kultur und Natur als Trugschluss modernistischer Lebensweisen. Was aber bedeutet das damit einhergehende Verschwimmen der Grenzen zwischen Stadt und Natur für die Gestaltung unserer Städte? Städte verkörpern den Lebensraum eines Großteils der Weltbevölkerung und beherbergen trotz ihres gegenteiligen Images oft eine besonders hohe Artenvielfalt, sind sie beispielsweise in ehemaligen Überschwemmungsgebieten entstanden und von monokultureller Landwirtschaft verschont geblieben. Somit stellt sich besonders dort die Frage, ob die bestehenden und meist stark durch den Menschen kontrollierten urbanen Infrastrukturen dieser neuen alten Erkenntnis von Mensch und Natur als Einheit gerecht werden oder ob es einer Neu- bzw. Umgestaltung bedarf.

Genau dieser Frage soll in dem Projekt „The Limits of Control“ nachgegangen werden. Wie können urbane Infrastrukturen der Diversität der menschlichen sowie nicht-menschlichen StadtbewohnerInnen gerecht werden? Wie gestalten bzw. lassen sich die Schnittstellen zwischen diesen AkteurInnen gestalten? Zu welchen Graden und inwiefern kann der Mensch Stadträume, die bisher von ihm kontrolliert werden, anderen Organismen zur Gestaltung überlassen?

Als erste Annäherung an das Thema dient eine Auseinandersetzung mit den in Berlin üppig vorhandenen Stadtbäumen, den „Straßenkindern des Waldes“ wie der Förster Peter Wohlleben sie in seinem 2015 erschienenen Buch „Das geheime Leben der Bäume“ nennt. Die meisten Bäume sind von Grund auf soziale Lebewesen. Im Wald kommunizieren sie miteinander, indem sie sich zum Beispiel durch die Verbreitung von Duftstoffen gegenseitig vor Schädlingen warnen oder sich bei Bedarf mit Nährstoffen aushelfen. Ein Stadtbaum hingegen fristet in aller Regel ein einsames Leben und hat dadurch mit diversen Problemen zu kämpfen. Welche Bedürfnisse stellen Bäume an die städtische Infrastruktur?