Gesine Försterling – Work

Die Arbeit steht im Wandel. Die Veränderung auf den Arbeitsmärkten, insbesondere die Erosion der Normalarbeitsverhältnisse bezogen auf Männer, stellen die Gesellschaft vor neue Herausforderungen.

In einer Gesellschaft, die zunehmend mit dem Problem der Arbeitslosigkeit konfrontiert ist, wird Arbeit zu etwas Edlem und Schätzungswertem.

Nach meiner Empfindung wird Handwerk in diesem Zusammenhang zu etwas, das neue Aufmerksamkeit erfahren wird. Handwerk wird zu einer Begehrlichkeit und handwerkliches Arbeiten wird zunehmende Wertschätzung von der Öffentlichkeit gewinnen. Demzufolge wird auch Arbeitsbekleidung beziehungsweise die Kleiderordnung, die mit dem Arbeiten verbunden wird, die Auffassung von Kleidung beeinflussen. Das Defizit an Arbeit macht sie zu einem Privileg. Ebenso führt der Wandel der Arbeitswelt, von einer Industriegesellschafft hin zu einer Informationsgesellschaft, mit ihren neuen Ansprüchen, die sie stellt und den neuen Fähigkeiten, die sie voraussetzt, zu einer neuen Begehrlichkeit in Bezug auf Arbeitskleidung. Diese Elemente werden nach und nach immer mehr in das alltäglichen Bekleidungsverhalten integriert und damit verschmelzen. Zudem erfordert die Arbeit immer weniger körperlichen Einsatz, stattdessen treten Fähigkeiten wie Empathie, Kreativität, Phantasie und ethnisch, moralisches Abwiegen und Entscheiden in den Vordergrund. In Bezug darauf kann man ebenso einen Grund für das wachsende Interesse an Elementen aus der Arbeitskleidung sehen. Etwas selbst hergestelltes, etwas handgemachtes gewinnt an Anerkennung und Aufwertung.

Gleichzeitig muss sich die Handwerkskunst, insbesondere das textile Handwerk von ihren anhaftenden Images befreien, um eine ernst genommene, starke Designbewegung zu werden. Besonders die Verbindung von Arbeitskleidung, die aus einem sehr stark männlich konnotierten Bekleidungskontext stammt und dem textilen Handwerk, das in unserer Gesellschaft weiblich konnotiert ist, sehe ich als Herausforderung in der Männermode. Sie steht für mich gleichbedeutend für eine kulturelle Aufgabe und Verschmelzung. Durch den Einsatz verschiedenster Handwerkstechniken entsteht eine Verbindung zwischen diesen zwei Welten.

Mit den sich veränderten Ansprüchen in der Arbeitswelt und dem gerecht werden verschiedenster Rollen und Funktionen innerhalb des Arbeitsumfelds- und Aufgaben, wird die Fähigkeit des Improvisierens zu einer zunehmend wichtigen Kompetenz des menschlichen Verhaltens und steht für ein spontanes intuitives Handeln.

In der Soziologie wird vom Improvisieren als ein Entwerfen im Handeln gesprochen oder auch als entwerfendes Handeln dargestellt.

Ich sehe die Improvisation als Bindungsglied zwischen den beiden Aspekten der Arbeitskleidung und des (textilen) Handwerks. Sie wird somit ebenfalls als Gestaltungsprinzip in der Kollektion aufgegriffen. Aus dem „improvisierten Moment“ heraus sollen die verschiedenen Handwerkstechniken eingesetzt, verbunden und sich gegenseitig beeinflussend agieren.