The Three Christs of Ypsilanti // 2015 // Bachelorarbeit Modedesign
Every man would like to be God,
if it were possible; some few find
it difficult to admit the impossibility.”
– Bertrand Russell
“The Three Christs of Ypsilanti”,
ein Experiment von Milton Rokeach.
In den späten 1950ern brachte der Psychologe Milton Rokeach drei unter paranoider Schizophrenie leidende Patienten im Ypsilanti State Hospital in Michigan zusammen.
Er ließ die drei Männer, jeder von ihnen im wahnhaften Glauben Jesus Christus zu sein, zum Zweck einer psychiatrischen Fallstudie aufeinandertreffen, um herauszufinden, ob der ultimative Widerspruch, dass nicht mehr als eine Person die selbe Identität haben kann, ihr Glaubenssystem genug herausfordern würde, um die Wahnvorstellung zu brechen.
Das Experiment erforschte die Natur der menschlichen Identität, periphere und primitive Glaubenssysteme, sowie die ergreifende Selbsttäuschung der Patienten teilweise amüsant, teilweise verstörend.
Wir nehmen grundsätzlich an, dass es wahrscheinlicher ist, dass die Anderen voreingenommene oder schlicht irregeführte Glaubensvorstellungen haben als wir; dass aber die eigenen Anschauungsweisen grundsätzlich aus Vernunft, vernünftiger Schlussfolgerung und Beobachtung entstehen.
Im Grunde verbessert das Experiment, das sich über mehr als zwei Jahre hinzieht, kaum etwas am Zustand der Identitätsstörungen der drei Männer.
Jedoch stellt es bilderreich den Gegensatz zwischen den schrillen Paranoien und fantastischen Halluzinationen zu dem tristen Alltag einer Nervenklinik dar.
Es geht weniger um die bedrängende Wirklichkeit einer psychischen Störung, als dem menschlichen Streben nach übermenschlicher Größe.
Die Sehnsucht danach mehr zu sein, die Sehnsucht nach einem übergelagerten Sinn.
Es geht um Größenwahn und den Maximalismus von Gottesdarstellungen.
Ebenso ist es fraglich, was wir als Norm erkennen. Wir gehen davon aus, dass unsere konventionellen Glaubensvorstellungen vernünftig sind. Abweichungen werden abgetan, belächelt oder für verrückt erklärt.
Ich habe mich auf den Aberwitz von paranoiden Wahnvorstellungen eingelassen und die irrationale Asymmetrie erforscht, die fast alberne Formen ergibt.
Zwischen Nervenklinik und Kirche, übermenschlicher Strenge und unterhaltsamer Absurdität.
Betreut von: Prof. Wowo (Waldemar) Kraus, Prof. Dr. Ingeborg Harms , KM Lars Paschke
// fotos: Jonas Lindström
// model: Jonas Kesseler, Paul Boche, Jakob Wiechmann
// hair/ make-up: Patrick Glatthaar