Gebrauchssicherheit ist eine vertraute Kategorie des Produktdesigns, in Testprozeduren ermittelt und per Gütesiegel bestätigt. In welchen Gefahrenlagen bewegen sich die verschiedenen Designdisziplinen? Wie werden Bedrohungen erkannt und gesellschaftlich erschlossen, bzw. in Sicherungsaufgaben und Restrisiken geschieden? Für das Produktdesign ist „Sicherheit“ ein grundlegendes Kriterium, nicht nur, weil Objekte eine sichere Handhabung gewährleisten sollen, sondern auch, weil die gestalteten Dinge Beziehungen zwischen Menschen bzw. zwischen Mensch und Umwelt herstellen oder zumindest bedeutend beeinflussen. An dieser Stelle stellt sich dem Design also in besonderer Weise die Aufgabe, aktuelle politische und soziologische Fragestellungen mit zu bedenken. Der Begriff der Sicherheit umschließt unterschiedliche, jedoch im Diskurs sich überschneidende Aspekte wie „Gefahr“, „Schutz“, „Überwachung“ und „Kontrolle“. In all diesen Aspekten geht es zunächst einmal darum, die Bestimmung von Innen und Außen immer wieder neu zu verhandeln; diese Abgrenzungsprozesse operieren dabei an der Intersektion von Raum, Macht und Wissen. Diese Konstellation verdichtet sich in dem gespannten Verhältnis von Mensch und Umwelt, das neben der Urbanistik auch den Bereich der Politischen Ökologie beschäftigt, der es vor allem darum geht, den Begriff der Natur zu problematisieren. Das Design reagiert auf diese Herausforderung nicht nur als Ecodesign, also als Design, das den Schutz der Umwelt mit bedenkt, sondern auch mit neuen Entwurfspositionen, die fragen, wie das Design den Menschen vor der Umwelt schützen kann. Die Praxis des Critical Design und des Speculative Design bearbeitet diese Themen kritisch, indem sie mahnende Projekte utopischen Entwürfen von Do It Yourself und alternativen Lebensräumen gegenüberstellt.
Nadine Hartmann
Designtheorie, 4.Semester B.A., SS 2016
Donnerstag, 10:00 – 13:00, Raum 207