Das Produktdesign beschäftigt sich zuallererst mit dem Herstellen von Gebrauchsobjekten. In dieser Betrachtung steht das Objekt nicht nur traditionell dem Subjekt gegenüber, es wird von diesem auch beherrscht. Wenn man jedoch nach der „Dingheit“ des Objektes fragt, erweist sich diese Dichotomie von Subjekt und Objekt plötzlich als äußerst instabil. Was, wenn das Objekt den Dienst versagt? Was, wenn wir das Objekt nicht eindeutig identifizieren und einem Gebrauch zuordnen können?
Dieses rätselhafte „Eigenleben“ der Dinge ist etwa von Karl Marx in seinen Analysen des Fetischcharakters der Ware thematisiert worden und in jüngerer Zeit von Bruno Latours Akteur-Netzwerk-Theorie, die Dinge als nicht-menschliche Akteure versteht. Jede philosophische, ökonomische, anthropologische oder soziologische Analyse der Dinge fußt jedenfalls auf der Einsicht, dass Artefakte Rätsel aufgeben, die es zu lösen gilt. In jüngster Vergangenheit ist dieser Aufgabe sogar eine eigene kritische Theorie gewidmet, die Thing Theory. Für das Produktdesign sind diese theoretischen Einsichten außerdem wertvoll, weil sie die Verantwortung der Gestalterin und des Gestalters sichtbar werden lassen, da Design eben auch bedeutet, Beziehungen zwischen Menschen und zwischen Mensch und Ding zu gestalten.
Lehrende: Nadine Hartmann
Modul 8: Designtheorie
Donnerstag, 10:00 – 13:00, Raum 207