Die Erfahrung der Entfremdung ist paradigmatisch für die Moderne der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts – als Entfremdung von den Dingen, von den eigenen Bedürfnissen, von der eigenen Arbeit. Ihr gegenüber steht die Utopie als die Idee ihrer Aufhebung. In der Geschichte der modernen Gestaltung und Kunst hat die Erfahrung der Entfremdung zu den unterschiedlichsten utopischen Gegenentwürfen geführt: zum Versuche einer neuen, der Moderne angemessenen Klassifikation der Dinge, zur Rückkehr zum Handwerk als nicht-entfremdete Form der Arbeit, zur Nachahmung von Formen der Natur in der Hoffnung auf eine Renaturalisierung der Menschen oder zur Affirmation von industrieller Arbeit und Warenwirtschaft als unhintergehbare Bedingung der Produktion einer neuen, einheitlichen Kultur. Im Seminar werden wir zentrale Positionen und Texte aus der Geschichte der modernen Gestaltung hinsichtlich ihres Ortes im Spannungsfeld zwischen Entfremdung und Utopie befragen.
Lehrender: Jan Sieber
Modul 4: Kultur- und Designgeschichte || BA – 1. Studienjahr
D0 14.15–16.45 Uhr || Raum 207