Im Zeitalter ökonomischer, ökologischer und demografischer Krisen sind Imagination und Spekulation unverzichtbare Fähigkeiten. Die Krisenhaftigkeit der Gegenwart macht es unmöglich, ein vermeintlich isoliertes Gebrauchsding in eine vermeintlich neutrale Umwelt zu entwerfen, sondern nötigt das Design, mögliche Zukünfte an konkreten Modellen und deren Ausarbeitungen aufscheinen zu lassen und erfahr- und nutzbar zu machen. Dabei geht es beim Spekulativen Design in erster Linie nicht um den Entwurf von Utopien, sondern um kritische Interventionen, die erst einmal Aufmerksamkeit auf gegenwärtige und zu erwartende Missstände lenken. Insofern ist das Spekulative Design als Sonderform des Critical Designs zu verstehen, dass die Grenze von Kunst und Gestaltung verwischt, indem es Objekte entwirft, die nicht durch funktionalistische Kriterien der Nutzbarkeit bestimmt werden, dafür aber auf hintergründige, schockierende, spielerische und oft humorvolle Weise zum Nachdenken über ökologische, politische und technologische Szenarien anregen. Der relativ junge Begriff des Spekulativen Designs betont damit die politischen Zusammenhänge, in denen sich ein Design bewegt, dem in seiner Tätigkeit des „Weltentwerfens“ eine enorme Verantwortung zukommt.
Seminarleitung: Nadine Hartmann
Designtheorie, B.A. 4. Semester
Donnerstags, 10-13 Uhr, Raum 207