HYBRIS | JANA FRANCKE | 2017

 

HYBRIS | Bachelorarbeit 2017

Der Körper der Tiere und die selbstgegebene Macht der menschlichen Idee sind Fokus der Arbeit. Die HYBRIS-Serie visualisiert die aufgezwungene Gestaltung von Körpern durch Qualzucht.
In einem Gutachten zum Tierschutzgesetz steht, dass “Züchter und Halter von Tieren auch Gestalter des Verhältnisses Mensch/Heimtier” sind. “Ihr Wille und ihre Fähigkeiten haben Auswirkungen auf die Tiere. Wenn Züchter (…) die gebotenen Grenzen ihrer Gestaltungsmöglichkeiten überschreiten (…), so besteht die Gefahr, dass sie mit ihren Zuchtzielen das Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigen”. Der Mensch ist also Gestalter des Tiers, nicht nur der menschlichen Betrachtung und Kategorisierung des Tiers, sondern auch seines Körpers. Das Tier wird damit zum Produkt mit Eigenschaften, die nicht dem Tier selbst, sondern dem Menschen nutzen oder gefallen müssen. Wenn Zucht Merkmale forciert, die dem Tier Leiden oder Funktionalitätsverlust verursachen, spricht man von Qualzucht.
Wir stellen uns selten unvoreingenommen vor, wie sich das Leben für ein Tier anfühlt. Die Schwierigkeit der Konfrontation mit der physischen Realität und der Lebendigkeit des Tierkörpers liegt vor allem darin, dass sie uns unsere eigene Körperlichkeit und damit unsere Verletzlichkeit vor Augen führen kann. Kulturelle Prozesse der Ausklammerung dieser Wahrnehmungen führen zu einer Entfremdung des Tiers in Richtung des Objekthaften.
Dies geschieht durch mediale Repräsentation, kulturell geprägte Narrative und rhetorisches Othering. Besonders auffällig wird die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem tatsächlichen Erleben eines gezüchteten Tierkörpers im Falle von Heimtieren: Obwohl wir sie lieben und ihnen nahe stehen sind ihre Körper grotesken Manipulationen unterworfen. Qualzucht ist oft unvermeidlich, um gängige Rassestandards einzuhalten. Der Züchtung reinrassiger Heimtierkörper liegt der menschliche Selbstdarstellungswunsch zugrunde: Die Körper der Tiere sind Objekte der Mode. Grundlage für die Objektserie sind gezüchtete Missbildungen oder Fehlwüchsigkeiten, die entweder Teil von Rassestandardbestimmungen sind, oder direkte gesundheitliche Folgen dieser Bestimmungen darstellen. Sie basieren nicht auf seltenen Extremfällen sondern auf gesellschaftlich normalisierten Massenerscheinungen.