Viktoria Pichler

Viktoria Pichler | 2018 | Bachelorarbeit Modedesign

… wie Butter und Obst

Alles begann mit einem Satz, der irgendwie hängen geblieben ist. Ich habe ihn irgendwo gelesen und notiert:

„Mode ist genauso verderblich wie Butter und Obst.“

Dieser Satz erlaubte es mir meiner Desillusionierung hinsichtlich einer aus dem Ruder gelaufenen Modeindustrie in meiner Arbeit entsprechend Raum zu geben. Kleidung ist zunehmend zum Wegwerfartikel geworden. Sie wird entworfen, produziert, getragen und gleich darauf wieder aussortiert – sie verdirbt.
Genau mit dieser ins Absurde verkürzten Lebensdauer, habe ich mich in meiner Bachelorarbeit auseinandergesetzt. Und entsprechend dieser Überlegungen kann am Ende meines Entwurfsprozesses nicht ein einzelnes, konsumierbares Kleidungsstück stehen. Vielmehr wird der Prozess des Entwerfens, des Produzierens, des Tragens und wieder Aussortierens an sich zur Diskussion gestellt. Die zugrundeliegende Idee der Auflösung ist als Reaktion auf diese beschleunigten Abläufe zu verstehen. Alle Kleidungsstücke wurden für einen Modefilm entworfen und lösen sich bereits während des Films wieder in ihre einzelnen Bestandteile auf. Was bleibt, ist eine Dokumentation dieser Auflösung und Rohmaterial für neue Kleidungsstücke. Wie in der Natur, wo der Abfall des einen immer auch die Nahrung, der Dünger des anderen ist.

Der Film spielt auf einer Art Bühne, die dennoch eine Wohn-Esszimmer Atmosphäre vermitteln soll. Die zwei Protagonistinnen sitzen sich beim Frühstück gegenüber. Sie essen, unterhalten sich und beginnen aus einer Langeweile heraus ihre Kleidungsstücke aufzulösen. Diese Auflösung steigert sich zu einer Art spielerischen Faszination, die den Verlust des kunstvoll gestrickten Kleidungsstückes gerne in Kauf nimmt.

 

Betreut von: Prof. Jozef LeGrand // Prof. Dr.  Ingeborg Harms // Gast-Prof. Carolin Lerch

Credits:
Film:  Idee, Regie, Schnitt, Kleidung: Viktoria Pichler // Kamera: Julian Voltmann // Schauspielerinnen: Esther Schwartz & Laila Richter // Hair & Make-up: Vi Nghiem Tuong //Best Boy: Stefan Schlagbauer