LED Modulator | Yannik Rohloff

 


LED Modulator

2046

Licht im Dunkeln

In mitten der Ruinen der Stadt suchte Jorgen für seine Familie nach etwas Essbarem, Verwertbarem oder Nützlichem. Er war alleine unterwegs. Seine Frau passte auf die beiden Kinder auf. Seine Tochter war sehr krank und sein Sohn noch so klein. Er war gerade drei geworden.

In einem alten Wohnkomplex in der Nähe des früheren Chamissoplatz entdeckte Jorgen ein sonderbares Objekt, einen schwarzen Zylinder mit einem halbkugel-förmigen Kristall-Aufsatz an einer Seite und einem kleinen Schalter auf der anderen. Der Zylinder lag schwer in der Hand und ließ sich auseinander drehen, wie eines der Fotoobjektive, das Jorgen von früher kannte. Doch ein solches Objekt hatte er auf all seinen Touren durch die Ruinen noch nie gefunden. Jorgen drückte auf den Schalter, doch es geschah nichts…

Er beschloss es mitzunehmen und später in seiner Baracke genauer zu inspizieren. Er steckte es nicht in den Beutel zu den anderen Dingen, die er auf der heutigen Tour gesammelt hatte, sondern in die Innentasche seines Parkers. Es war ein alter Militärparker, ein wenig zu groß für Jorgens magere Statur.

Auf dem Weg nach Hause plagte ihn ein Unbehagen. Er wusste nicht was es war, das seltsame Objekt oder die extreme Dunkelheit und Kälte, die ihn umgaben.

Die Stadt, in der er mit seiner Familie versuchte zu überleben, war, wie der Rest der Erde, der totalen Katastrophe zum Opfer gefallen. Ein Computervirus hatte sich in weniger als einer Woche über die ganze Welt verbreitet. Niemand war darauf vorbereitet, niemand ahnte das Ausmaß der Katastrophe. Niemand, außer ein paar Philosophen wie Paul Virilio, hatten sich überhaupt jemals mit der Thematik einer Katastrophe auseinandergesetzt. Der Virus zerstörte sämtliche Informationen und Programmierungen auf Computern und Festplatten, die ans Netz angeschlossen waren. Innerhalb weniger Tage brach Panik und Chaos aus. Die komplette globale Vernetzung war lahmgelegt. Fernseh- und Radiosender, welche zuvor vollständig digitalisiert wurden, konnten nicht mehr senden. Als klar wurde, dass der komplette Finanzmarkt mit all seinen Werten unwiderruflich zerstört war, gab es kein Halt mehr. Der Staat versuchte mit Militär und Polizei dem Chaos entgegen zu wirken. Doch auch diese Institutionen konnten sich der Katastrophe nicht entziehen und handelten immer häufiger im eigenen Interesse. Plünderung, Mord und Totschlag gehörten zur Tagesordnung. Innerhalb eines halben Jahres starb etwas mehr als die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung.

Fast ein Jahr nach der Katastrophe sah Jorgen auf seiner Tour zum Himmel hinauf. Es war kein Mond zu sehen, nur die Sterne, welche durch die erloschenen Lichter der Stadt hell leuchteten. Doch trotzdem war es heute dunkler und kälter als sonst. Der Winter schien seinen Höhepunkt zu erreichen. Jorgen hörte ein Geräusch, drehte sich blitzartig um. Nichts. Er beschleunigte seine Schritte. Doch zu spät. Sie hatten ihn umzingelt. Sie waren zu dritt. Es gab kein Entkommen. Sie kamen näher, drei kräftige junge Typen auf Beutejagd. Der größte von ihnen trat bis auf drei Meter an ihn heran machte einen Satz und schlug Jorgen mit einer Eisenstange nieder.

 

Als Jorgen wieder zu sich kam, schmerzte sein Kopf. Er spürte warmes Blut sein Gesicht herunterlaufen. Sein Beutel war weg. Sie hatten ihn mitgenommen, mitsamt seiner Funde. Doch der schwarze Zylinder steckte noch in seinem Parker. Er konnte ihn spüren. Er lag darauf.

Seine Frau versorgte die Wunde am Kopf, es schien nichts Schlimmeres zu sein.

Mit einem fast gefrorenem Lappen kühlte sie die Schwellung, während Jorgen, der es kaum aushalten konnte herauszufinden, was sich hinter dem sonderbaren Zylinder verbarg, diesen auseinander schraubte. Er war erstaunt von der Einfachheit des Innenlebens. Ein paar Kabel verbanden den Schalter mit einer kleinen Blockbatterie und einer LED. Die LED war ein typisches Leuchtmittel aus der Zeit vor dem Chaos. Er hatte schon einige davon entdeckt. Diese war allerdings etwas anders. Sie hatte vier statt der üblichen zwei Anschlüsse. Auch eine solche Blockbatterie hatte er schon einmal gefunden. Er hatte sie schnell zur Hand und tauschte sie mit der in dem Zylinder aus. Er drückte erneut auf den Schalter, diesmal funktionierte es. Von der LED ging ein grelles, bläulich weißes Licht aus. Er schaltete es aus und baute alles wieder zusammen. Als er den Schalter ein weiteres mal betätigte, wurde das Licht durch den Kristall gerichtet und gebrochen. Es war nun nicht mehr eine Farbe, sondern drei farbige Kreise, die in der Hälfte miteinander verschmolzen. Er drehte an dem Zylinder. Die Kreise drehten sich mit und veränderten dabei ihre Größe und Intensität. Es war, als würde man sie fokussieren und wieder verschwimmen lassen. Jorgen war vollkommen eingenommen von dem Lichtspiel, das sich ihm bot. Er bemerkte, dass Schatten einen dreidimensionalen Effekt auf das Licht hatten. Beim Vorhalten seiner Finger verdrehten sich die Farbringe ineinander. Er beschäftigte sich noch Stunden damit und auch an den nächsten Tagen schaute er lange Abendstunden mit seiner Familie den tänzelnden Lichtern zu.

Für Jorgen war es ein Licht in diesen dunklen Zeiten. Immer wenn er mit seiner Familie das Lichtspiel schaute, hatte er ein gutes Gefühl. Es war wie in eine schöne andere Welt zu schauen.

 

Der LED-Modulator ist ein Objekt, das der RGB-LED eine neue Charakteristik verleiht. Der Korpus besteht aus einer Kunststoffgewindeschachtel. Die austauschbaren Glasaufsätze bewirken eine Brechung des Lichtes. Über das Gewinde der Schachtel lässt sich der Abstand zwischen LED und Aufsatz einstellen und somit das Licht der LED fokussieren. Durch Schatten innerhalb des Lichtkegels bekommt das Licht eine dreidimensionale Wirkung.