Lichtuhr | Kimia Amir Moazami

 


Lichtuhr

Sie war schon sehr lange nicht mehr hier gewesen. Es war einer dieser Orte, die scheinbar ausschließlich dem Übergang dienten – eine Station auf dem Weg und niemals das Ziel.

Raquel erinnerte sich noch gut daran, wie sie als Kind mit den wandernden Zeigern in der großen Halle fangen gespielt hatte. Die besondere Kunst lag darin, kurz bevor sich die langen Balken zur vollen Stunde trafen, hochzuspringen und im Moment des Zusammentreffens genau auf der Stelle zu landen, wo der helle Schein für einen Augenblick verschwand. Raquel stellte sich dann vor, sie könne so die Zeit für eine Sekunde festhalten und einen Vorrat sammeln. Für jedes geglückte Manöver bekäme sie einen Zeitgutschein. So könnte sie die Zeit verlangsamen oder beschleunigen – die schönen oft flüchtigen Momente ewig dauern lassen und das ewige Warten, die nie endende Zeit, verkürzen. Sie fragte sich, wie die Welt wohl aussähe, ließe man seine eigene Zeit schneller oder langsamer laufen. Wären die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Menschen sichtbar oder spürbar?

Und wäre es möglich miteinander zu sprechen, wenn man nicht in der gleichen Zeitgeschwindigkeit steckte?

 

Die Installation “lichtuhr” stellt eine Beziehung zwischen Zeit und Raum her. Durch einen beleuchteten Spiegelnden Stab zeichnet sich eine Reflexion auf dem Boden ab, welche im Zusammenspiel mit dem Schatten des Objekts eine Uhr bildet. Die Auseinandersetzung mit dem Einfluss von Licht auf den menschlichen Organismus stand am Anfang dieser Arbeit.Sie konstituiert einen Raum, indem Zeit sichtbar gemacht werden kann und der dadurch entstehende Rhythmus aufgegriffen wird. Die Lichtuhr kann als Weiterentwicklung einer Sonnenuhr gedacht werden. Hierbei wirft ein spiegelnder Stab gleichzeitig einen Schatten und eine Reflexion auf den Boden, so dass zwei Zeiger entstehen, die sich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen. Die Bewegung des Schattens ist einzig von der Position der Lichtquelle abhängig, wohingegen die Reflexion auch in Relation zu dem Winkel der spiegelnden Oberfläche zur Lichtquelle steht. Während die Konstruktion von einem Motor angetrieben wird, funktioniert die zeitliche Übersetzung von Minuten- und Sekundenzeiger über Zahnräder. Damit Lichtquelle und Stab sich unabhängig von einander bewegen, sie aber trotzdem um die selbe Achse kreisen können, sind Kugellager eingebaut.