Zeichen, Affekt, Kritik – Strategien des Designs nach 1945

Zentrale Ideen der Designmoderne waren die Bindung der Form an die Funktion und an die Bedürfnisse industrieller Serienproduktion. Nach der Zäsur des zweiten Weltkriegs wird dies in Deutschland im Ulmer Neofunktionalismus zunächst fortgesetzt und durch Verwissenschaftlichung und Systemdenken weiter zugespitzt. Zugleich hat sich in den USA mit dem ‚Styling‘ ein anderes Verständnis von Design als verkaufsfördernder Oberflächengestaltung etabliert. Die Krise einer funktionalistisch und normativ argumentierenden Moderne und die spektakulären Warenwelten des Konsumgütermarketings bilden die Folie für Orientierungs- und Neubestimmungsversuche ab den 1960er Jahren. Gegen die emotionale Kälte des Funktionalismus und die anscheinend monokausale Verbindung von Form und Funktion setzt die Postmoderne die Einsicht in die kommunikativen, affektiven und kulturellen Bezüge der Dinge; gegen die ästhetischen Alleinvertretungsansprüche einer ‚guten Form‘ den Gedanken pluraler und individueller Rezeptionsweisen. Die neue Warenöffentlichkeit wird dabei als neue Gestaltungsaufgabe affirmiert, im Spiel der Zeichen ironisch gebrochen oder mit Blick auf eine politische und gesellschaftliche Rolle des Designs kritisch abgelehnt.

Das Seminar betrachtet kulturtheoretische Analysen und wichtige gestalterische Positionen vom Neofunktionalismus über das ‚radical design‘ und die Postmoderne bis zum ‚neuen Design‘ der 1980er Jahre.

 

Seminarleitung: Martin Beck

Kulturwissenschaften, B.A. 2. Semester

Donnerstag 14-17 Uhr, Raum 207