KÖRPER IM RAUM | AMELIE HINRICHSEN | 2012

 

Körper im Raum | 2012 | Diplomarbeit Produktdesign

Die Arbeit, befasst sich mit der Inszenie- rung von Bewegung. Ich habe mich für den Abschluss mei- nes Produktdesignstudiums der Aufgabe gestellt, zeitgenös- sischen Tanz mit moderner Technologie zu verknüpfen. Im Folgenden werde ich einen Überblick der recherche und den theoretischen Hintergrund meines Entwurfes liefern. Des Weiteren erläutere ich den Gestaltungsprozess, um nachvollziehbar darzustellen, welche Aspekte durch den am Ende realisierten Prototypen herausgearbeitet, dargestellt und vermittelt werden sollen.

Da sich mein Studium bereits außerhalb der klassischen Produktdesign-Pfade bewegte, ist es nicht erstaunlich,
dass nun auch mein Diplom eine Art Grenzüberschreitung darstellt. Die Bühne, die Inszenierung und das Theater haben mich schon immer begeistert und die wechselsei- tige Beziehung von Tanz und Technologie interessieren mich sehr. Begonnen mit den ersten Experimenten Loie Fullers mit fluoreszierender Farbe und raumgreifenden Tanzgewändern, über Oskar Schlemmers raumplastiken, Merce Cunninghams Adaption der filmischen Montage auf die tänzerische Bewegung, bis hin zur Entwicklung von Choreographien am rechner mit 3D Animationsprogram- men, kann man ein großes Interesse des zeitgenössischen Tanzes an moderner Technik beobachten. Die Zielsetzung der Bewegungserweiterung und die eigene Vorstellung und körperliche Fähigkeit an die Grenzen zu bringen, war hierbei wegweisend. Interaktive Bühnensysteme, die vor allem in den 90er Jahren große Aufmerksamkeit erhalten haben, stellen für mich den Höhepunkt aber auch eine Überspannung des Bogens dar. Licht-, Projektions- sowie Soundsteuerung, alles an die Bewegung gekoppelt, durch sie gesteuert und reguliert, führten zu einer Degradierung des Tänzers zum Instrumentalisten, Bühnentechniker, Ein- und Ausschalter. Hiervon sind natürlich die Produk- tionen ausgenommen, die sich bewusst dieser Mittel be- dient haben, um eine gewisse Aussage zu treffen.

Eine allgemeine Tendenz, die ich in unserer mehr und mehr technologisierten, hochmodernisierten und digitalisierten Gesellschaft beobachten kann, ist die Sehnsucht nach dem Körperlichen, der direkten sinnlichen Erfahrung. Besu- cherzahlen von Ausstellungen und Museen waren noch nie so hoch wie heute, selbst bei Mediamarkt sind inzwischen wieder Schallplatten erhältlich und der ganze Bereich physical Computing ist ein resultat der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre.

Eine Kombination von Tanz und Technik kann für mich nur auf dieser Ebene funktionieren: physisch, sinnlich und mit der Bedingung einer Erweiterung des Tanzes. Die Technik soll hier als gleichberechtigter, nicht übergeord- neter, Partner in Aktion treten. Sie inszeniert, verstärkt, vermittelt und übersetzt das Wesen der Bewegung.

Die drei gefertigten Volumenkörper sind aus LdPE – Folie. Dieses Material weckt in jedem die Assoziation heimwer- kerischer Malerarbeiten, erstrahlt hier im neuen Glanz und zeigt sich von einer ganz anderen Seite. Durch ihre leich- tigkeit und geringere luftundurchlässigkeit bringt sie die benötigten Materialeigenschaften mit.

Die verschiedenen Schnittmuster orientieren sich alle am einfachen Fallschirm, zeigen aber in Ausformung und Detailverarbeitung leichte Unterschiede auf. Jedes Objekt entwickelt so ein ganz eigenes, charakteristisches Bewe- gungsverhalten.