An einem Punkt angekommen, wo unsere westliche Gesellschaft ein System entwickelt hat, das erwiesener Ma ssen das globale Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringt und auch das ökonomische System ins schlittern gekommen ist erhält Fortschritt gezwungener massen einen schalen Beigeschmack. Zur Zeit des Projektes und der Finanzkrise ist der Begriff „Paradigmenwechsel“ in Hochkonjunktur. Doch die Umsetzung erweist sich als schwierig, man weiss ja nicht wohin. Deshalb wir erst mal das alte System mit Hilfe von Finanzspritzen in eine letzte Runde geschickt.
Zwar hat der technische Fortschritt seit der Beherrschung des Feuers immer wieder fundamental die Menschheit und vermehrt auch den Planeten verändert. Aber als kulturelles Konzept hat sich der Fortschritsgedanke erst in der Neuzeit entwickelt und besonders mit der Aufklärung einen grossen Aufwind erlebt. Mit der industriellen Revolution wurde die exponentielle Entwicklung dann erstmals Spürbar und seit der digitalen Revolution hat sich die Entwicklungskurve nahezu in die Vertikale begeben.
Durch radikale Gewalt, Zerstörung und die künstliche Fossilisierung technischer Geräte haben wir versucht einen distanzierten Blick auf dieses Phänomen zu erhalten. Warum bauen wir ein misstrauen auf zu Objekten, die uns das blaue vom Himmel versprechen, immer kleiner werden und dabei mehr Funktionen, schneller erledigen? Die Objekte scheinen sich verselbständigt zu haben; hinter ihren glatten, glänzen- den Oberflächen geht eine Entwicklung vor sich, die sich längst von uns und unseren Bedürfnissen gelöst hat. Denn die Bedürfnisse werden spätestens die Werbung in uns wecken. Wir können noch klicken und tippen, die restlichen Gliedmassen müssen aber im Fitnessstudio mit spezialisierter Gerätschaft in Form gebracht werden. Die äusseren Funktionen der Geräte geben längst keinen Rückschluss mehr darüber, was in ihnen vor sich geht. Es sind magische Kistchen, die beliebige Formen einnehmen können und nach dem Frage-Antwort Prinzip bestimmte Aufgaben erledigen.
Wir wollten wissen ob uns Geräte mehr davon preis geben könnten, was in ihnen vor sich geht. Wenn un- sere externen Festplatten sich ausdehnen würden, je mehr wir sie füllen, hätten wir dann einen besseren Begriff für all die Sachen die wir ansammeln? Könnten wir uns sogar besser daran erinnern, dass wir sie überhaupt haben? Wie viel Volumen nehmen meine Urlaubsfotos ein, und wie gross ist meine Musiksammlung, und wenn ich die Festplatte aufräume, wie viel Platz gewinne ich dann?
Es gibt durchaus Sachen die es wert, dass man ihnen physischen Platz einräumt. Souvenirs haben ihren nahmen nicht zuletzt, weil unsere Erinnerungen manchmal eine Stütze brauchen um erhalten zu bleiben. Kann uns da die heutige Technologie helfen die immateriellen Datenmengen in der Wirklichkeit zu verankern? Wir haben dazu unsere Souvenirs mit RFID-Chips versetzt, wie man sie aus dem Kaufhaus kennt, und sie mit Dateien unserer Wahl verlinkt. Die Objekte erhalten dadurch eine neue Dimension und die Daten werden dadurch Materialisiert. Überhaupt hat uns die Materie und die Beschaffenheit von Gerätschaften interessiert. Die Begreifbarkeit scheinbar im- materieller Daten aber auch ihre Greifbarkeit. Auf der Suche nach Interaktionsmethoden die über das simple Drücken hinaus geht.
Wir sind nicht gegen Fortschritt, aber für einen Fort- schritt, der sich um uns kümmert. Nicht einer, der unabhängig von uns fort schreitet.