Alchemicalender

III. Phase
InForm

Die Natur schafft Elemente, Materie und Substanzen. Der Mensch erschafft daraus Materialien. Dieser Prozess wird durch Werkzeuge, Wissen, Erfahrungen und der Kultur beeinflusst. So gibt der Mensch dem Material eine Bedeutung und die Materialien werden zu Wissens- und Informationsträgern und Vermittlern innerhalb des materiellen Diskurses.

Designer und Künstler entdecken vergessene Substanzen wieder, entwickeln fiktive Materialien, zeigen völlig neue Potenziale in alltäglichen, oft übersehen Materialien; stellen Fragen zur Nachhaltigkeit und den sozialen Kontexten. Sie werden zu Alchemisten unserer Zeit. Sie entwerfen Materialien, gestalten sie neu, reformieren sie, verwenden sie wieder oder setzen sie in einen völlig neuen Kontext. Indem sie die Potenziale der Materialien betrachten, können neue Bedeutungen geformt und womöglich positive soziale, ökologische, wirtschaftliche und politische Veränderungen bewirkt werden.

Ausgehend von der weitreichenden Fülle an Informationen die uns das Materialarchiv in der Schweiz bietet, wollen wir im Zusammenspiel dortiger Materialien und vor dem Hintergrund der Reflexion zeitgenössischer materieller Diskurse entwerfen und die Potenziale möglicher Objekte, Anwendungen und Produkte ausloten. Wählt mind. 3 Materialien aus dem Online-Archiv aus, um diese in Winterthur physisch und ästhetisch zu untersuchen. Vor Ort wollen wir im offenen Ideenpooling mögliche Anwendungen diskutieren und über Potenziale und Transformationen spekulieren.

In welcher Form kann ein Material informieren? Erst in der Übersetzung eines Materials in eine Form und Gestalt können die weitreichenden Potenziale, Möglichkeiten und Qualitäten kommuniziert werden. Welche Gestalt müssen die gewählten Materialien annehmen, um gezielt neue Übersetzungen zu kultivieren – um somit ihre funktionale, ästhetische und gesellschaftliche Relevanz zu vermitteln?

Nature creates elements, matter and substances. Man creates materials from them. This process is influenced by tools, knowledge, experience and culture. Thus man gives meaning to the material and the materials become knowledge and information carriers as well as mediators within the material discourse.

Designers and artists rediscover forgotten substances, develop fictitious materials, show completely new potentials in everyday, often overlooked materials; ask questions about sustainability and social contexts. They become alchemists of our time. They design materials, redesign them, reform them, reuse them or place them in a completely new context. By looking at the potentials of the materials, new meanings can be formed and possibly positive social, ecological, economic and political changes can be brought about.

 

Based on the extensive wealth of information that the Material Archive in Switzerland offers us, we want to design the interplay of materials there and explore the potentials of possible objects, applications and products against the background of the reflection of contemporary material discourses. Select at least 3 materials from the online archive for physical and aesthetic examination in Winterthur. On site we want to discuss possible applications and speculate about potentials and transformations in an open pool of ideas.


In what form can a material provide information? Only in the translation of a material into a form and form can the far-reaching potentials, possibilities and qualities be communicated. What form must the selected materials take in order to cultivate new translations in a targeted manner – in order to thus to convey functional, aesthetic and social relevance?

II. Phase
Transmutate

Das Anthropozän ist die neueste Iteration eines Konzepts zur Signalisierung der Auswirkungen kollektiver menschlicher Aktivitäten auf biologische, physikalische und chemische Prozesse an und um die Erdoberfläche. In einem weiten und kritischen Sinne betrifft die größte Transmutation unsere Materialagenturen und Materialflüsse.

In absehbarer Zukunft werden uns die fossilen, nicht nachwachsenden Rohstoffe ausgehen.
Versetzen wir uns in diese Zukunft, wird sich die Wertigkeit von verschiedenen Materialien drastisch verändern. Erdölbasierte Materialien könnten stark an Wert gewinnen und vielleicht sogar den Wert von edlen Metallen und seltenen Erden überschreiten. Indem wir das Anthropozän als katalysierendes Konzept für unsere Designpraxis nutzen, stellt sich die Frage; welche gestalterische Reaktionen dazu entwickelt werden können.
Wie würden die uns heute en masse zur Verfügung stehenden Materialien verwendet, wieder nutzbar gemacht oder „abgebaut“ werden? Wie würde dies unsere Haltung in der Gestaltung von Objekten und Prozessen beeinflussen?

The Anthropozene is the latest iteration of a concept to signalize the effects of collective human activity on biological, physical and chemical processes at and around the Earth‘s surface. In a broad and critical sense, the greatest transmutation concerns our material agencies and material flows.


In the foreseeable future we will run out of fossil, non-renewable raw materials.

If we imagine this future, the value of different materials will change drastically. Petroleum-based materials could gain greatly in value and perhaps even exceed the value of precious metals and rare earths. By using the Anthropozoic period as a catalysing concept for our design practice, the question arises as to what creative reactions can be developed for it.
How would materials that are being used en masse today, be reused or „mined“? How would this influence our attitude in the design of objects and processes?

I. Phase
Transform

In der ersten Projektphase widmen wir uns den simplen,
ganz alltäglichen Gebrauchsgegenständen aus Kunststoff
und entwickeln eine künftige, super-normale Generation.

Entwerft eine neue, sinnvollere Materialität für Anwendungen,
deren materielle Lebenssdauer in einem innigen Verhältnis zur
Nutzungsdauer steht und setzt diese in einem handlungsfähigen
Prototypen bzw. in einem schlüssigen Szenario um!

Ausgenommen sind die Kunststoffprodukte, die bereits 2021
durch nachhaltigere Alternativen ersetzt werden.

2021 und dann?
– Einwegbesteck, Wattestäbchen, Strohhalme und Rührstäbchen
aus Plastik sollen verboten werden
– Abgeordnete weiten Verbot auf oxo-abbaubare Materialien
und bestimmte Styropore aus
– Kunststoffe ohne Alternativen müssen bis 2025 um mindestens
25% verringert werden
– Maßnahmen gegen Zigarettenfilter und verlorenes Fischereigerät

In the first phase of the project, we will devote ourselves to simple,
everyday plastic utensils and develop a future, super-normal generation.


Design a new, more meaningful materiality for applications whose
material lifetime is intimately related to the useful life and implement
it in an actionable prototype or in a conclusive scenario!


Exceptions are plastic products, which will be replaced by more sustainable alternatives in 2021.

2021 and then?
– Disposable cutlery, cotton swabs, straws and plastic stirrers should be
banned.

– MEPs extend ban to oxo degradable materials and certain styropores
– Plastics without alternatives must be reduced by at least 25% by 2025.
– Measures against cigarette filters and lost fishing tackle

Was? | What?
Wann? | When?
Mo. 23.04.1. Phase „Transform* [the Super Normals]“
Mo. 29.04.Vorstellung der Anwendungs-/Objekt-/ und Materialauswahl sowie der zugehörigen Konzepte
Mo. 06.05.Prototypen und Materialexperimente und -proben
13/14:00 Besuch von der Burg! Bitte seit da.
Mo. 13.05.Präsentation der 1. Phase
Start 2. Phase „Transmutate** [Future Mining]“
Mo. 20.05.Vorstellung der Anwendungs-/Objekt-/ und Materialauswahl sowie der zugehörigen Konzepte
Ausstellungsbesuch 22 – Molecular Communication | Sissel Tolaas | Schering Stiftung
Mo. 27.05.Prototypen und Materialexperimente und -proben
Mo. 03.06.Präsentation der 2. Phase
Start 3. Phase „InForm
Mi. 05.06. - Fr. 07.06.Exkursion Materialarchiv | Winterthur | Schweiz
Di. 11.06. Vorträge über die drei gewählten Materialien der Anwendungskonzepte
Mo. 17.06.Prototypen und Materialproben und -experimente
Mo. 24.06.Umsetzung der Prototypen
Mo. 01.07.Präsentationsaufbau 117 nicht Rundgangsaufbau
Di. 02.07.Präsentation der 3. Phase
Di. 09.07.Präsentation aller drei Phasen im fertigen Rundgangsausstellungsdesign

* Transfomieren – umwandeln, umgestalten, umformen – Sprachw. einen grammat. Ausdruck ~ nach bestimmten Regeln in einen anderen Ausdruck mit demselben Inhalt verwandeln, z. B. »das schöne Buch« → »das Buch ist schön« – Genetik das Übertragen der genetischen Information von einer Zelle auf die andere durch die extrahierte DNS [< lat. transformare »umwandeln, umgestalten« *Transformation (Betriebswirtschaft) Unter Transformation versteht man den Prozess der Veränderung, vom aktuellen Zustand (IST) hin zu einem angestrebten Ziel-Zustand in der nahen Zukunft. Eine Transformation repräsentiert einen fundamentalen und dauerhaften Wandel.(Wikipedia) ** Transmutation ist die Umwandlung eines chemischen Elements in ein anderes. Die Alchemisten bezeichneten damit die angestrebte Verwandlung unedler Metalle in Gold. Elementumwandlung ist mit chemischen Mitteln nicht möglich.