Selbstverlust als Wissensform – radikaler Essayismus in Kunst und Theorie

(Aura Rosenberg: Head Shots)

Das Seminar geht von der Tatsache aus, dass der Essay im 20./21. Jahrhundert eine enorme Ausweitung erfahren hat. Er ist nicht nur in den Wissenschaften – als Versuch und Experiment – ein entscheidendes Verfahren der Erkenntnisgewinnung, sondern hat sich auch – ausgehend vom literarischen und philosophischen Essay – innerhalb der Künste zu einer eigenen Form ästhetischen Denkens entwickelt.

In der Gegenwart ist vor allem der Körper zum Schauplatz essayistischer Praktiken geworden, die sich als Weisen der Selbsterprobung verstehen lassen. Im Vergleich zu historischen Formen der Exerzitien, die der Selbstüberschreitung dienen, stehen die heutigen Selbsttechniken üblicherweise im Zeichen der Selbstverbesserung. In Abgrenzung davon sollen im Seminar extreme Formen des Selbstexperiments diskutiert werden, die auf Selbstverlust, auf ein Anders-werden oder eine radikale Selbstenteignung  zielen.

Literaturhinweise: T. W. Adorno: „Der Essay als Form“; G. Bataille: Innere Erfahrung; S. Buchmann/C. Ruhm, „Das Subjekt auf Probe“; M. Foucault: Der Mut zur Wahrheit; P. Preciado: Testo Junkie; P. Sloterdijk, Du musst Dein Leben ändern; H. J. Rheinberger: Iterationen; I. v. Loyola: Geistige Übungen; P. Valéry: Monsieur Teste.

Seminarleitung: Prof. Dr. Kathrin Busch

Kulturwissenschaften, B.A. ab 5. Semester, M.A.

Mittwoch, 16-19 Uhr, Raum STR 207