18 May – Guest 4: Hella Jongerius

Kairos 4 – Object 4

My Kairos moment is about personal signature, where critical questioning of conditions is an important part.
The object one should bring: a glass of water

In meinem Kairos-Moment geht es um die persönliche Unterschrift, bei der die kritische Infragestellung von Bedingungen eine wichtige Rolle spielt.
Das Objekt, zum mitbringen: ein Glas Wasser


On Hella Jongerius

Hella Jongerius’s research on colours, materials, and textures is never complete. All her questions are open-ended, and all her answers provisional, taking the form of finished and semi-finished products. These are part of a never-ending process, and the same is essentially true of all Jongeriuslab designs: they possess the power of the final stage, while also communicating that they are part of something greater, with both a past and an uncertain future. The unfinished, the provisional, the possible – they hide in the attention for imperfections, traces of the creation process, and the revealed potential of materials and techniques. Through this working method, Jongerius not only celebrates the value of the process, but also engages the viewer, the user, in her investigation.

www.jongeriuslab.com


KAIROS 4 – A TALK WITH A Glass of Water – 41 PARTICIPANTS


zusammenfassung

Hella Jongerius // Kairos

Der wohl wichtigste Kairos in Hella Jongerius‘ Karriere war, als sie kurz nach Abschluss ihres Studiums merkte, dass ihr Design ihre Persönlichkeit nicht widerspiegelt.
Sie erzählte, dass sie im Studium schon einen eigenen Stil gefunden und diesen auch in ihren Entwürfen etabliert hatte, aber eine eher durchschnittliche Studentin war. Dann bekam sie von einem ihr sehr nahestehenden Menschen die Rückmeldung, dass sie in den Dingen, die sie entwirft, nicht sichtbar wird.
Ihr viel auf, dass sie Gestaltung immer nur als Beruf gesehen hatte. Auf den Gestaltungsprozess nahmen Kopf, Geschmack, und Gelerntes einfluss, ihre Persönlichkeit, welche sie ausmachte, blieb jedoch verborgen. Sie erkannte, dass sie, gerade als politisch aktive Person mit hohen moralischen Ansprüchen, die Leidenschaft, bzw. den „human touch“ in ihre Arbeit mit einbringen sollte.

Ihr nächstes Projekt ging um Imperfektion und persönliche Handschrift, welches sich mit der Verbindung von Industrie und Handwerk auseinandersetzt. Es ist ein Thema, welches sie bis heute begleitet und worin sie sich immer noch wiederfindet, und es war das erste Projekt, in dem sie sich als Person wiederfand.
Eine eigene Handschrift zu entwickeln ist mehr als nur einen eigenen Stil zu haben. Und auch die Konsumenten haben mehr Bezug zum Objekt, wenn dem eine klare Haltung, eine Persönlichkeit innewohnt, die sie erkennen und verstehen.

Man sieht in ihren Entwürfen, dass Hella Jongerius oft Fragen stellt und keine endgültige Antwort vorwegnimmt. Es geht ihr viel mehr darum die vielen verschiedenen Ebenen, die ihren Produkte ausmachen, sichtbar werden zu lassen. Und genau das kennzeichnet ihre Handschrift, das Zwischenschritte und Entwicklungsstufen sichtbar sind, und somit die vielschichtige der Ideen aufgezeigt werden.

Sie sagt, auch für den Fall, dass man als beauftragter Designer für eine Firma entwirft, wo man nicht ganz so frei ist wie als selbstständiger Autorendesigner, hat man immer noch die Freiheit seine eigenen Gedanken, die einen persönlich ausmachen, mit einzubringen. Im Entwurf die Fragen zu stellen, die die Firma selbst nicht fragen würde, und so den Prozess zu formen und seine Signatur zu setzen. Auch für den Fall, dass man auf Ablehnung stößt, sagt sie, enthält jedes „Nein“ die Aufforderung bzw. die Möglichkeit noch einmal neu kreativ zu werden, und Vorschläge und Fragen einzubringen.

Um eine persönliche Bedeutung zu haben, braucht ein Produkt immer eine gewisse Schönheit, aber vor allem auch Offenheit um Nutzer*innen emotional anzusprechen.
Um diesen Gedanken zu verdeutlichen wählte sie als mitzubringendes Objekt ein Glas Wasser. Ein alltäglicher Gegenstand, der für die meisten von uns ohne weiteres Überlegen ausgewählt wird, und der praktisch, funktional und Industriell hergestellt ist. Die Frage ist: kann man eine Beziehung zu diesem Gegenstand haben und wie verändert sich die Beziehung zum Glas wenn sich der Kontext bzw. die Agenda ändert? Wie prosteten uns alle per Kamera zu, mit unseren sehr unterschiedlichen, aber dennoch meist alltäglichen Gläsern. In wiefern verändert das die Qualität oder den Wert des Glases? Wie verändert beispielsweise ein Ritual oder ein Erlebnis einen sonst relativ bedeutungslosen Gegenstand?

Hella Jongerius hat auf eine direkte, ehrliche Art, die kontrolliert und sehr zielstrebig wirkt, sehr gute Einblicke in ihre Gedankenwelt, aber auch in die Businesswelt gegeben, in der sie sich bewegt. Für Studierende war auch die Sichtweise von ihr als Unternehmerin sehr gehaltvoll und wichtig.

Dominique Bertisch


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