4 May – Guest 2: Julia Lohmann

KAIROS 2 – Object 2

Julia’s Kairos has to do with two letters that you can read HERE (a letter from Mendini) and HERE (a letter to Mendini)

Julia is Bending the rules and proposes that everyone brings 2 objects: a packet of crisps and an object of animal origin


Seaweed Pavilion Davos

Antonia

ON JULIA LOHMANN

German-born designer and researcher Julia Lohmann investigates and critiques the ethical and material value systems underpinning our relationship with flora and fauna.
She is Professor of Contemporary Design at Aalto University, Finland, and directs her eponymous Helsinki-based design practice.

Julia studied at the Royal College of Art, where she has also taught and completed an AHRC-funded collaborative PhD scholarship between the RCA and the Victoria & Albert Museum. As designer in residence at the V&A in 2013, she established the Department of Seaweed, a transdisciplinary community of practice exploring the marine organisms‘ potential as a design material.

Julia Lohmann’s work is part of major public and private collections worldwide and has received awards, bursaries and support from the Esmée Fairbairn Foundation, the British Council, Jerwood Contemporary Makers, D&AD, Stanley Picker Gallery, the Arts Foundation, Wellcome Trust and Cooper Hewitt Smithsonian Design Museum.

www.julialohmann.co.uk
Julia at Aalto University
If you like you can read Julia’s PhD


KAIROS  2: a talk with Bag of crisps and object of animal origin – 33 participants


Zusammenfassung

Julia Lohmann // Kairos

Die Designerin hat uns einen spannenden Einblick in ihre Projekte, Schlüsselpunkte ihrer Karriere und vor allem in ihre Denk- und Arbeitsweise im Entwurf gegeben.

Ursprünglich aus dem Bereich Grafikdesign, hat sich Julia Lohmann mit Ihren Projekten zwischen Kunst (, Forschung) und Design angesiedelt, fast immer mit starker politischer Aussagekraft. Sie hat in London studiert und gelehrt, unterrichtet und forscht mittlerweile in Helsinki an der Aalto University.

Über ihren Kairos mit Mendini, der sich in einem öffentlichen Brief über ihre Arbeit echauffierte, (sie hat eine Bank ausgestellt, in der abstrahierten Form eines ausgeweideten Kalbskadavers) sagte sie, dass ihr in dem Augenblick bewusst wurde wie wichtig es ist das Objekt entschlüsseln zu können. Sie hatte mit dem Objektversucht, den Moment darzustellen wann der Körper eines Kalbs zur hohlen Form wird, an welcher Stelle im Prozess der Schlachtung die Empathie schwindet. Dies war für sie nicht beim eintritt des Todes des Tieres, denn auch für den Leblosen Tierkörper hat man noch Mitgefühl. Es war für sie an dem Punkt, an dem das Tier ausgenommen war und nur noch die äußere Form hatte. Diese Form hat sie dann übertragen, was Mendini so sehr aufbrachte, dass er den offenen Brief schrieb.
Dadurch erkannte sie, dass sie sich bevorzugt als Designerin sehen möchte. Denn Kunst kann oft als „verrückt“ oder „abstrakt“ abgetan werden, was bedeutet dass sie nicht immer verstanden werden muss, während man mit Design in das Leben der Leute einwirkt. Idealerweise erreicht man möglichst viele Leute auf individuelle Art und Weise mit den Objekten. Aber durch den Moment mit Mendini hat sie für sich erkannt dass man den Menschen manchmal die Dinge doch erklären muss um ihnen den Zugang leichter zu machen.

In einer anderen Arbeit, ein Pavillon aus Meeresalgen, der beim World Economic Forum (WEF) ausgestellt wurde, bot sie einen Workshop für die Teilnehmer an, die dort Broschen aus Meeresalgen herstellen konnten. Ein Schlüsselmoment war für sie, dass die Teilnehmer, die den Pavillon besuchten, miteinander ins Gespräch kamen, auf eine viel unbefangenere Art als während der Konferenz. Sie hatte somit also als Designerin viel mehr Einfluss und Menschen stärker erreicht und untereinander zusammen gebracht als man es vom Produkt her alleine annehmen würde.

Entwürfe beginnen bei ihr meistens mit Fragestellungen. Wenn sie eine interessante Beobachtung macht, überlegt sie, wieso sie so empfindet und denkt, und ob dies tatsächlich ihre eigenen Empfindungen sind oder ob das von der Gesellschaft geprägte Sichtweisen sind. Wäre sie vor die Aufgabe gestellt einen Bürostuhl zu entwerfen, auf dem man 10 Stunden arbeiten kann ohne Rückenschmerzen zu bekommen, würde sie sich erstmal fragen wieso jemand 10 Stunden sitzen sollte und ob man das wirklich will?

Das mitgebrachte Objekt waren bei ihr eine Tüte Chips, hierzu gibt es auch eine Kairos Geschichte: Ihr erster Auftrag als Grafikdesignerin, der Kunde war ein Chipshersteller , hielt ihr eine Tüte Chips hin und sagte: „Wir wissen, dass hier jedes Kind pro Tag zwei Tüten Chips isst. Wir wissen aber auch, dass jedes US-Amerikanische Kind pro Tag 4 Tüten Chips isst. Dort wollen wir hin und das ist deine Aufgabe.“ In dem Moment wurde ihr klar, dass sie diese Aufgabe nicht möchte.

Ein Projekt, an denen Julia Lohmann gerade arbeitet sind Biocolors, ein Forschungsprojekt, das sich mit nachhaltigen wegen zum Einfärben beschäftigt und auch mit der Frage was mit den Farbstoffen bei der Rückführung bzw nach dem Lebenszyklus des Produkts passiert.
Insgesamt war der Talk sehr spannend, da Julia Lohmann die Projekte aus so vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und analysiert, was sehr aufschlussreich, inspirierend und motivierend ist.

Dominique Bertisch

 


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