Die industrielle Produktionsweise bringt Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa und Nordamerika das neue Berufsbild der Produktgestaltung hervor. Durch Massenproduktion und technologische Innovation entstehen neue Typen von Gegenständen; soziale Umbrüche erzeugen neue Formen des Zusammenlebens. Das Produktdesign findet sich so in einer Schlüsselposition: es soll zwischen Mensch und Technik vermitteln und nicht nur neue Dinge, sondern auch einen neuen Menschen und seine Lebenswelt (mit-)gestalten. Zunächst wendet es den Blick zurück, sucht als ‚Historismus‘ nach Identität in überkommenen Dekorstilen, oder findet als ‚Arts and Crafts‘ im Handwerk ein ethisches Gegenmodell zur modernen Industriearbeit. Der Blick nach Japan beeinflusst Jugendstil und Moderne maßgeblich, zugleich wird Ornamentkritik zum identitären Projekt eines weißen Bürgertums. Avantgardebewegungen wie De Stijl und das Bauhaus verbinden Rationalität und Funktionalität mit Utopien der ästhetischen und politischen Neugestaltung der Welt. Oft scheint es, als sei von all dem nur eine kleine Zahl verstreuter Objekte geblieben, die als ‚moderne Designklassiker‘ museal verehrt werden – was aber ist aus dem Ziel geworden, durch Design die Gesellschaft zu verändern?
Das Seminar führt anhand von zentralen Beispielen und Texten in Design und Designdiskurse der Moderne ein.
Martin Beck
BA 1. Semester
Donnerstag 14-17 Uhr, online
Erste Sitzung 05.11. 14-17 Uhr, PRÄSENZ in der AULA!