Fast jeder hat ihn zuhause, diesen einen Stuhl, auf dem kaum je gesessen wird. Stattdessen erhebt sich darauf ein Berg von Kleidern. Die Hosen, Pullis, Shirts sind bereits getragen, aber noch zu sauber, um sie zu waschen. Sie zurück in den Schrank zu räumen, wäre mit Arbeit verbunden. So wächst der Berg, und der Stuhl verschwindet fast darunter. „Zuhause darf man auch mal faul sein“, sagt Marie Radke. „Wir sind oft so diszipliniert, immer erreichbar, überall präsent. Der Druck nimmt zu, auch durch soziale Medien.“ Für ihr Bachelorprojekt Familie Hempel feiert die 31-jährige Produktdesignerin diese kleinen Alltagsfaulheiten – mit einer ganzen Möbelkollektion zum Thema „Klamottenstuhl“.
Sie entwickelte vier verschiedene Sitzmöbel aus Stahlrohr – Hocker, Pouf, Bank und Hochstuhl –, die Ordnung in das Kleiderchaos bringen können. Damit es zuhause nicht wie bei den ominösen „Hempels unterm Sofa“ aussieht. „Im Möbeldesign wird oft vergessen, dass die Dinge ja von Menschen benutzt werden“, sagt Radke, die ihren Abschluss an der Berliner Universität der Künste bei Ineke Hans gemacht hat. „Darum ging es mir bei Familie Hempel, eine Kollektion für den Mensch und seine Attitüden zu entwerfen.“ Dieser Ansatz brachte ihr nicht nur gleich zwei Auszeichnungen bei German Design Graduatesein. Die Berlinerin konnte die Hempels kürzlich auch auf der Global Grad Showin Dubai ausstellen.
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