Das Geschlecht der Objekte | the gender of objects
Haben Objekte ein Geschlecht? Bei der designtheoretischen und kunstwissenschaftlichen Forschungsarbeit ›Das Geschlecht der Objekte‹ setze ich mich mit der Geschlechterordnung der Gesellschaft auseinander, die mich geprägt hat und in der ich sozialisiert wurde. Kritisch hinterfrage ich diese Ordnung nicht nur in der menschlichen Welt in der ich lebe, sondern auch in der Welt der Objekte, die mich umgeben und die ich und andere gestalten. Für dieses Vorhaben analysiere ich in Form von Essays eine Auswahl von Objekten, in denen sich eine Zuordnung von vermeintlich ›weiblichen‹ und/oder ›männlichen‹ Eigenschaften aus meiner und auch anderer Perspektive wiederfinden lässt. Acht Objekte wurden hierfür ausgewählt: Rasierer, Salz- und Pfefferbehälter, Werkzeuge, Staubsauger, Küchenutensilien, Schraubenmutter, Telefon und Teekanne.
Gestalterisch schreibend untersuche ich diese Objekte und ihre jeweiligen Assoziationen dahingehend, inwiefern sie binäre Geschlechterbilder (also Vorstellungen davon, was ›weiblich‹ und ›männlich‹ ist) hervorrufen können und wir diese somit zugleich aufrechterhalten. Die Objekte analysiere ich anhand ihrer Formgebung, Farbe, Materialität, Funktion, Bezeichnung, ihrem Gebrauch, Kontext und/oder ihrer Beziehungen zueinander und zu uns. Ich bin davon überzeugt, dass Objekte gesellschaftliches Leben und Normen widerspiegeln und formen. Deshalb möchte ich durch meine Objektanalysen, also mit einer detaillierten Beobachtung von Objekten, die Heteronormativität unserer Gesellschaft erfassen, verstehen und reflektieren, um sie daraufhin de- und rekonstruieren zu können. Mit den Essays und ihren parallel entwickelten Entwürfen rekonstruierter Objekte stelle ich – mit einem kritischen Blick auf die geschlechtlich konnotierte, binäre Zuschreibung von Objekten – eine offenere Perspektive auf Objekt, Geschlecht und Gestaltung zur Diskussion. Es geht darum, die zwei Themenfelder Gender und Design als verknüpft und verhandelbar zu begreifen und die Verantwortung als Gestalter*in in diesem Zusammenhang zu reflektieren – bei mir selbst und meinen Leser*innen.
Do objects have gender? In the design-theoretical and art-scientific research work ‚The Gender of Objects‘ I deal with the gender order of a society that has shaped me and in which I was socialized. I critically question this order not only in the human world I live in, but also in the world of objects that surround me and that I and others design. For this project, I analyze in form of essays a selection of objects in which an assignment of supposedly ‚feminine‘ and/or ‚masculine‘ characteristics can be found from my perspective as well as others. Eight objects were selected for this purpose: Razor, salt and pepper container, tools, vacuum cleaner, kitchen utensils, screw nut, telephone and teapot.
Writing creatively, I examine these objects and their associations in terms of how they can evoke binary gender images (that means the notions of what is ‚female‘ and ‚male‘) and thus how we maintain them at the same time. I analyze the objects based on their shape, color, materiality, function, designation, use, context, and/or their relationships to each other and to us. I am convinced that objects reflect and shape social life and norms. Therefore, through my object analyses, i.e. with a detailed observation of objects, I want to grasp, understand and reflect the heteronormativity of our society in order to be able to de- and reconstruct it. With the essays and their parallel developed drafts of reconstructed objects I put – with a critical view on the binary gender attribution of objects – a more open perspective on object, gender and design up for discussion. The aim is to understand the topics gender and design as linked and negotiable and to reflect on the responsibility as a designer in this context – for myself and for my readers.
Prozess
Betreut durch
Prof. Jozef Legrand, Prof. Dr. Kathrin Busch, Sonja Knecht