Das modernistische Bild der Designer*in als autonomer Schöpferin stimmiger Funktion-Form-Komplexe lebt nach dem zweiten Weltkrieg noch einmal im Konzept der ‚guten Form‘ auf. Angesichts der technologischen und sozialen Entwicklung erweist es sich aber bald als unzureichend. In den Blick gerät nun vermehrt die kommunikative Seite des Designs. Diese reicht von der in der Moderne vernachlässigten emotionalen Bedeutung der Dinge über die Ästhetik von Subkulturen bis zum Interface-Design. Neue Bedürfnisse und Lebensformen fordern dazu auf, Ideen des familiären Zusammenlebens und der territorialen Gebundenheit des Wohnens zu überdenken. Ökologisches Denken und die Erfahrung fortschreitender Vernetzung bringen das ‚Environment‘ auf die Tagesordnung. Der zunehmenden Mobilität entsprechen neue Arten nomadischer Gegenstände, von der ‚nomadic furniture‘ bis zum Smartphone. Designer*innen gestalten nun häufig aus einer Anti-Haltung heraus: Die Kritik am Kapitalismus und den Auswirkungen der technologischen Moderne bringt die soziale Verantwortung der Designer*innen auf die Tagesordnung – bis hin zum Konzept eines ‚Anti-Designs‘. In der Abgrenzung von den Dogmen des Funktionalismus sucht insbesondere das Design der 80er Jahre neue, experimentelle Spielräume. Heute stellt sich zunehmend die Frage, inwiefern das Design überhaupt noch den Menschen verpflichtet ist und wie es die Menschen selbst re-designt.
Wir betrachten im Seminar wesentliche Positionen, die das Design und Designdiskurse von 1945 bis in die Gegenwart bestimmt haben.
Martin Beck
BA. 2. Semester
Donnerstag 14-17 Uhr
1. Sitzung am 15.04.