Freitags 14-17h || STR 207 || Beginn: 22.4.
Ästhetiken der Sorge haben Einzug in die zeitgenössischen Künste erhalten. Sie zeugen vom Interesse an einer besänftigenden Wirkung von Kunst, an Ritualen der Tröstung und Heilung, die angesichts fortwährender sexistischer, rassistischer oder sozialer Gewalt- und Ausbeutungsverhältnisse geboten scheinen. Im Zeichen einer neuen Sensibilität grenzen sich diese Sorgepraktiken von Ästhetiken der Negativität ab und suchen nach künstlerischen Ausdrucksformen mit reparativer oder therapierender Wirkung. In ihnen findet man einen deutlichen Gegenpol zu ästhetischen Strategien der Riskanz, des Schocks oder der Grausamkeit wie sie in der Moderne dominieren.
Das Seminar geht den Genealogien der Idee einer Heilwirkung von Kunst nach, um nach den theoretischen Implikationen von Kunstformen der Sorge zu fragen und sie ins Verhältnis zu Konzepten des radikal Bösen, der Verausgabung oder Schwächung zu setzen.
Literaturhinweise: Gilles Deleuze, Kritik und Klinik, Frankfurt a. M. 2000; Hanna Engelmeier, Trost. Vier Übungen, Berlin 2021; Svenja Flaßpöhler, Sensibel. Über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren, Stuttgart 2021; Michel Foucault, Die Sorge um sich, Frankfurt a.M. 1989; Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, The Delusion of Care, Berlin 2020; Maggie Nelson, On Freedom. Four Songs of Care and Constraint, London 2021.