Der italienische Kunst- und Designtheoretiker Gillo Dorfles konstatierte bereits in den
frühen 1970er Jahren in Berlins neuem Internationalen Design Zentrum (IDZ) eine „Krise
der Affektivität“, die für ihn aus einer „gefühlsmäßigen Loslösung des Menschen von
seiner Umwelt“ kam und die er lange unter der Bezeichnung „Kitsch“ zu denken
versuchte. Aber mit welchem Recht eignet sich das Design überhaupt den Begriff der
Umwelt an, der mit größerem Recht in Biologie und Ökologie angesiedelt zu sein
scheint? Signalisiert der Gebrauch der Begriffe Umwelt, Umgebung, Environment im
Design einen umfassenderen, womöglich totalen Anspruch der Gestaltung oder
Umgestaltung? Oder sind damit bestimmte Annahmen eben über den Zusammenhang
von Affekt und Umgebung verbunden – wie sie im Ambiente, der Stimmung, der
Atmosphäre (oder dem Atmosphärischen) noch deutlicher angesprochen werden?
Enthält diese Verklammerung von Affekt und Umwelt eine Tendenz zur Harmonisierung –
oder was heißt es, wenn, wie Dorfles zu erkennen meinte, diese Harmonie dauerhaft
gestört wird?
Designtheorie, 3. Semester BA
Dozent: Arnd Wedemeyer
Donnerstag, 10-13 Uhr, Raum 207