Bild: Virgil Abloh – Alaska Chairs and Bench, 2018
Der schnörkellose englische Begriff ‚Agency‘ bezeichnet die Handlungsfähigkeit, Wirkmacht, Handlungsmacht und Handlungskraft von Akteuren. In diesem Theorieseminar fragen wir: Was ist die Agency des Designs? Wie gestaltet Design die Agency der Nutzenden? Auf welche anderen Arten von Agency trifft Design dabei?
Radikale Vorstellungen von Agency finden wir im Projekt der Designmoderne: die Idee einer grundlegenden Transformation menschlichen Lebens durch das Design, die absolute Selbstentfaltung des modernen Menschen und seine Befreiung von Natur und Geschichte. Der Kerngedanke, dass das Design Probleme löst und Hindernisse aus dem Weg räumt um damit den Nutzenden ein selbstbestimmteres Leben ermöglichen, erscheint aber auch heute noch aktuell. Im Seminar befassen wir uns mit dieser Idee und Alternativen dazu. Was passiert, wenn das Design auf ‚bösartige Probleme‘ stößt, für die es keine einfachen Lösungen gibt? Wie kann Design User*innen aus unverschuldeter Unfähigkeit befreien oder umgekehrt in eine Spirale der Abhängigkeit schicken? Produziert Design heute nicht selbst oft Hindernisse und trägt so zu einer allgemeinen ‚crapularity‘ bei? Was bedeutet es, der Alternative von Techno-Solutionismus und lähmenden Dystopien zu entgehen und – mit Donna Haraway gesprochen – unruhig zu bleiben (staying with the trouble)? Wie kann Design dabei mit der eigentümlichen Agency des Materiellen umgehen?
Ziel des Seminars ist es, in der Auseinandersetzung mit designtheoretischen Positionen und Praxisbeispielen eine eigene Positionierung zu diesen Fragen zu finden. Wir lesen u.a. Texte von Dieter Rams, Bruno Latour, Peter Sloterdijk, Don Norman, Natasha Dow Schüll, Friedrich von Borries, Villem Flusser, Donna Haraway und Ece Canli.
Designtheorie 4. Semester
Dr. Martin Beck
Donnerstag 10-13 Uhr
Raum 207