Bild: Ettore Sottsass, Carlton, 1981, Memphis Milano.
Die Abkehr von Dogmen mag ein idealistischer Grundsatz gewesen sein, der den vielzähligen Strömungen des Designs in Europa nach 1945 zugrunde gelegen hat. Das Faszinierende der internationalen Designgeschichte seit 1945 aber sind die zuweilen oppositionellen Gestaltungsweisen, die sich in Objekte und Möbel als spezifische Formen des Undogmatischen eingeschrieben haben – und die es als Doktrinen kritisch zu hinterfragen gilt.
Wir betrachten in diesem Seminar gemeinsam die Entwicklungen des (europäischen) Designs durch die Jahrzehnte bis in die Gegenwart hinein: Wie hat der Gedanke der „Guten Form“ von Max Bill die Lebens- und Arbeitszusammenhänge im Industriedesign und in der Lehre an der Hochschule für Gestaltung Ulm im Nachkriegsdeutschland neu zusammengeführt? Wie setzte ein Streben nach mehr Individualität in den späten 1960er- und 1970er-Jahren etwa mit der Designströmung „Radical Design“ in Italien wesentliche Impulse für ein Lossagen vom Funktionalismus und für mehr kritisches Bewusstsein im Design? Worin unterscheiden sich in den 1980er-Jahren international bedeutende Gruppierungen wie Studio Alchimia oder Memphis, die das „Anti-Design“ und konzeptuelle Gestaltungen prägten mit Strömungen, die sich zur selben Zeit unter dem Namen „Neues Deutsches Design“ herausbildeten und eine Praxis des fundamentalen Umdenkens im Design angestoßen haben? In den 1990er-Jahren prägte das niederländische Kollektiv Droog Design den Gedanken „Von ‚High Tech‘ zu ,Dry Tech‘“ und stärkte damit den sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekt eines Designs von neuer Bescheidenheit, das eine offene, tolerante und pluralistische Gesellschaft anspricht. Welche dieser Entwicklungen haben sich in den 2000er-Jahren fortgeschrieben? Unterliegt der Gedanke der Wiederverwertbarkeit einer Rezession? Welches Design prägt unser Leben jetzt?
BA 2. Semester
Dozentin: Dr. Christina Irrgang
Zeit: Donnerstags, 14–17 Uhr
Raum: 207