Forschung und Verlangen. Erotiken künstlerischen Wissens | Prof. Dr. Kathrin Busch

Abb.: Lee Lozano, Masturbation Investigestion, 1969

In einem ihrer späten „Instruction Pieces“, der Masturbation Investigation von 1969, konzeptualisiert Lee Lozano die Erforschung ihrer Lust. Wenn am Ende dieser Forschung nicht nur Orgasmen stehen, sondern auch die Befriedigung ihres Interesses, wird der Zusammenhang von Trieb und Wissen: die erotische Dimension des Wisstriebs explizit. Bei Lozano verschränken sich Kunst, Sexualität und Forschung zu einer erotischen Ästhetik, die sich mit Sigmund Freuds Einsichten in die unbewussten Triebkräfte von Kunst und Wissen deckt. Aber nicht erst die Psychoanalyse, schon die antike Philosophie hat Eros, Schönheit und Denken zusammen gebracht. Das Streben nach Wahrheit gilt in der Antike als ein zutiefst erotischer Akt. Das betrifft sowohl die Triebkräfte des Willens zum Wissen als auch den Modus des Denkens selbst. Dieser erotische oder liebende im Unterschied zum kritischen, befragenden oder verneinenden Modus rückt in letzter Zeit, vor allem in queerfeministischen und dekolonialen Wissenstheorien, wieder verstärkt in den Blick. Wobei die heutigen Theorien des verkörperten Wissens, die Affekt und Vernunft nicht spalten wollen, nicht nur den Reiz, sondern auch die tendentiell unbändigen Dynamiken des Erotischen in ihre Forschungen einbeziehen müssen.

Das Seminar geht den Verbindungen zwischen Kunst, Wissen und Lust unter anderem in den Texten von Anne Carson, Hélène Cixous, Roland Barthes, Gilles Deleuze, Michel Foucault, Julia Kristeva und Audre Lorde.

Prof. Dr. Kathrin Busch

Freitags: 14–17 Uhr ||  STR 207 || Beginn: 19. April