ANTHROPOROSITÄTEN | Bachelorarbeit 2024
Das Projekt *Anthroporösitäten* erforscht den Einsatz von wild gesammeltem Ton und archaischen Keramikverfahren, um moderne, nachhaltige Designs zu schaffen, die uns wieder mit der Natur verbinden. Inspiriert von einer Künstlerresidenz auf Sizilien, bei der ich mit Tonablagerungen aus einem nahegelegenen Flussbett experimentierte, erkannte ich die Einfachheit und Zugänglichkeit von Naturmaterialien. Dies weckte mein Interesse an niedrig gebrannter, poröser Keramik, einer Technik, die in uralten Verfahren verwurzelt ist.
In diesem Projekt konzentriere ich mich auf die Verwendung von lokal gesammeltem Ton aus Regionen um Berlin, darunter die Oderauen, Stolzenhagen und Rüdersdorf. Ich sammelte Tone und Lehme in verschiedenen Farben und Texturen und verwandelte diese Rohstoffe in Kacheln, die im Niedrigbrand bei etwa 900°C gebrannt wurden. Das Ergebnis ist eine vielfältige Palette von Kacheln, die die einzigartigen Eigenschaften des Tons aus jeder Region widerspiegeln. Die porösen Kacheln erfüllen sowohl ästhetische als auch funktionale Zwecke. Sie nehmen Feuchtigkeit auf und geben sie wieder ab, was zur Regulierung des Raumklimas beiträgt und eine gesündere Umgebung schafft.
Um die Interaktion zwischen der gebauten Umgebung und der Natur weiter zu verbessern, integrierte ich Pflanztöpfe direkt in die Kacheln. Dadurch können Pflanzen eingesetzt werden, die nicht nur den Sauerstoffgehalt der Luft erhöhen, sondern auch durch das Gießen eine konstante Feuchtigkeit in den Kacheln gewährleisten. Diese leicht feuchten, porösen Wandobjekte bieten ideale Bedingungen für die Ansiedlung nützlicher Mikroorganismen. Ich habe dafür „Effektive Mikroorganismen“ eingesetzt, ein Produkt, das aus 80 verschiedenen Bakterien und Hefen besteht und üblicherweise in der Gartenpflege verwendet wird.
Das Design der Kacheln basiert auf der Parkettierung mit unregelmäßigen Fünfecken, wodurch ein nahtloses, organisches Muster entsteht, das an natürliche Formationen wie Waben erinnert. Dieser geometrische Ansatz repräsentiert das Anthropozän, in dem menschliche Designs auf natürliche Materialien treffen. Die präzisen Formen wurden mit CNC-gefrästen Schablonen erstellt, um eine Konsistenz zwischen den Kacheln zu gewährleisten. Durch die Kombination von Form und Material entstand ein modulares Wandobjekt, das sich an verschiedene Innenräume anpassen lässt und sowohl visuelle als auch funktionale Vorteile bietet.
Die Kacheln wurden in einem holzbefeuerten Ofen gebrannt und erhielten dabei je nach Position im Ofen unterschiedliche Farben und Texturen, von hellen bis hin zu dunklen Tönen. Der Einsatz von lokalem Ton und traditionellen Brennmethoden spiegelt eine Rückbesinnung auf nachhaltigere, ressourcenschonende Handwerkskunst wider, im Gegensatz zu modernen synthetischen Keramiken.
“Anthroporösitäten” zielt darauf ab, zeitgenössische Wohnräume wieder mit der Natur zu verbinden, indem es alte Materialien und Verfahren auf eine Weise wiederbelebt, die für das moderne Leben relevant ist. Durch die Schaffung eines anpassungsfähigen, umweltfreundlichen Wandsystems zeigt das Projekt das Potenzial von wild gesammelter, niedrig gebrannter
Keramik, sowohl zur ästhetischen als auch zur ökologischen Qualität von Innenräumen beizutragen.
The project *Anthroporosities* explores the use of wild-collected clay and ancient ceramic processes to create modern, sustainable designs that reconnect us with nature. Inspired by an artist residency in Sicily, where I experimented with clay deposits from a nearby riverbed, I realized the simplicity and accessibility of working with natural materials. This sparked my interest in low-fired, porous ceramics, a practice rooted in millennia-old techniques.
In this project, I focus on using local, wild-collected clay from regions around Berlin, including the Oder floodplains, Stolzenhagen, and Rüdersdorf. I gathered clays and loams of varying colors and textures, transforming these raw materials into tiles using low-firing methods at approximately 900°C. The result is a diverse palette of tiles that reflect the unique characteristics of each clay’s origin. The use of porous ceramic material serves both aesthetic and functional purposes. These tiles absorb and release moisture, regulating indoor humidity, and contribute to a healthier environment.
To further enhance the interaction between the built environment and nature, I integrated plant pots directly into the tiles. This allows for the planting of vegetation, which not only improves air quality by increasing oxygen levels but also helps keep the tiles moist, creating optimal conditions for beneficial microorganisms. I introduced „Effective Microorganisms,“ a ready-to-use solution containing 80 different bacteria and yeasts, to foster a living system within the tiles.
The design of the tiles themselves is based on pentagonal tessellation, creating a seamless, organic pattern reminiscent of natural formations like honeycombs. This geometric approach represents the Anthropocene, where human-made designs meet natural materials. The precise shapes were achieved using CNC-milled stencils, ensuring consistency between the tiles. Through experimentation with both form and material, I was able to create a modular wall object that adapts to any interior space, offering both visual appeal and functional benefits.
Fired in a wood-fueled kiln, the tiles take on unique colors and textures, ranging from light to dark shades depending on their position in the kiln. The use of local clay and traditional firing methods reflects a return to more sustainable, resource-conscious craftsmanship, in contrast to modern synthetic ceramics.
*Anthroporosities* aims to reconnect contemporary living spaces with nature, reviving ancient materials and processes in a way that is relevant to modern life. By creating an adaptable, eco-friendly wall system, this project highlights the potential of wild-collected, low-fired ceramics to contribute to both the aesthetic and environmental quality of indoor spaces.
Prüfer
I. Hans, A. Engelmann, J. Dehio
Prozess