QUEERING THE BATHROOM | GREGOR JAHNER | MA 2024

QUEERING THE BATHROOM | Masterarbeit 2024

Gemeinschaftstoiletten werden oft als neutrale und funktionale Infrastrukturen verstanden. Dabei sind sie fluide und umkämpfte Räume, die ein Paradebeispiel für die aktuellen Debatten um queere Teilhabe darstellen. Die allgemein anerkannten und standardisierten Gestaltungsnormen innerhalb einer binären Raumpolitik erscheinen uns unveränderbar und setzen zudem ungleich privilegierte Geschlechterrollen voraus. Durch sie werden überholte Geschlechtervorstellungen gefestigt und reproduziert, während „andere“ Geschlechtsidentitäten ausgeschlossen bleiben. In der Debatte sprechen sich sowohl Gegner*innen, als auch Befürworter*innen von geschlechtergerechten Toiletten für mehr Sicherheit innerhalb dieser Architekturen aus. Eine Veränderung und Umplanung der Räumlichkeiten erweist sich dadurch oft als schwierig bis unmöglich, sodass die Debatten meist in emotional geladenen Auseinandersetzungen oder gar Anfeindungen enden.

Das Projekt Queering Bathrooms vertieft die Debatte mit queerem Leben und dessen marginalisierter Position – insbesondere angesichts der zunehmenden Hetze gegen LGBTQIA+-Personen von rechts – und beleuchtet die bathroom problematic aus einer designtheoretischen und gestalterischen Perspektive. Mit ausgestreckter Zunge ist die rosa Toilette als Gegenentwurf eine irrationale Antwort auf den aufgeheizten Diskurs zu verstehen. Durch Selbstironie und ästhetische Intervention werden vermeintlich selbstverständliche Konventionen humorvoll aufgebrochen, um ein Zeichen für eine radikale Machtverschiebung zugunsten queerer Individuen zu setzen. Das Projekt lädt zu einem Perspektivwechsel ein und stellt dabei Queering Design als Strategie selbst zur Diskussion: Ist sie letztendlich ein ästhetischer Stil, der versucht, Dinge in eine künstliche, aufgeblasene pink-plüschige Hülle zu packen, ähnlich wie bei einem Yassification-Facefilter? Oder versucht Queering Design eben durch seine aufmüpfige und campy Art auf Ausgrenzung und Stigmatisierung von marginalisierten Personen hinzuweisen, da sie im Kern einen materialisierten Wunsch von Zugehörigkeit und Anerkennung fordert?

Communal toilets are often understood as neutral and functional infrastructures. However, they are fluid and contested spaces that serve as a prime example of current debates surrounding queer inclusion. The commonly accepted and standardized design norms within a binary spatial policy appear unchangeable and additionally presuppose unequally privileged gender roles. These norms reinforce and reproduce outdated gender concepts while excluding „other“ gender identities. In this debate, both opponents and proponents of gender-neutral toilets argue for greater safety within these architectures. As a result, changes and redesigns of such spaces often prove difficult or even impossible, with debates typically ending in emotionally charged confrontations or even hostility.

The Queering Bathrooms project deepens the conversation about queer life and its marginalized position—particularly in light of the increasing hostility against LGBTQIA+ people from the political right—and examines the „bathroom problematic“ from a design-theoretical and creative perspective. The pink toilet, with its outstretched tongue, serves as an irrational counter-response to the heated discourse. Through self-irony and aesthetic intervention, seemingly self-evident conventions are humorously broken down, aiming to signal a radical shift in power in favor of queer individuals. The project invites a shift in perspective and puts Queering Design as a strategy up for discussion: Is it ultimately an aesthetic style that seeks to wrap things in an artificial, inflated pink-plush shell, similar to a Yassification face filter? Or does Queering Design, with its rebellious and campy nature, aim to highlight the exclusion and stigmatization of marginalized individuals, as it fundamentally expresses a materialized desire for belonging and recognition?

Die durch Queering Bathrooms entstehende Erkenntnis, dass die Gestaltung der Toilettenräume kulturell und historisch relativ ist, fordert unsere Vorurteile heraus und regt zu neuem Denken an. Mit diesem Wissen können wir versuchen, nicht die Debatte mittels eindimensionaler Lösungen zu konfrontieren. Es sind ganzheitliche und perspektivenreiche Lösungsansätze, welche das bathroom problem als ein strukturelles Problem anerkennen und als solches sowohl von Gestaltenden als auch von Nutzenden sensibel behandelt werden muss. 

The insight gained from Queering Bathrooms—that the design of toilet spaces is culturally and historically relative—challenges our prejudices and encourages new ways of thinking. With this knowledge, we can strive not to approach the debate with one-dimensional solutions. Holistic and multi-perspective approaches are needed to recognize the bathroom problem as a structural issue, which must be sensitively addressed by both designers and users alike.

Prüfer
I. Hans, L. Feireiss, M. Beck

Prozess