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– Wir protestieren! –
Aktuelle Lage
Der schwarz-rote Senat Berlins hat am 19.12.2024 Haushaltskürzungen der Berliner Hochschulen über 8% verhängt. Die Universität der Künste ist als kleinste Universität Berlins mit entsprechend weniger finanziellen Rücklagen unmittelbar und eklatant davon betroffen.
Diese Politik zwingt den akademischen Senat der Universität der Künste Berlin, “ein deutliches Absinken der Lehrqualität zu akzeptieren”. Das werden wir nicht tun.
Stattdessen schließen wir uns der Stellungnahme des akademischen Senats an und protestieren.
Auswirkungen auf die Lehre
Es ist eine inakzeptable Zumutung, dass die bereits von der Covid-19 Pandemie schwer getroffenen Studierenden der Berliner Hochschulen nun durch die Finanzpolitik des Berliner Senats den nächsten Schlag einstecken müssen. Wir, die Studierendenschaft der UdK, sind enttäuscht von einem Senat, der uns, statt sich schützend vor uns zu stellen, in den Rücken fällt.
Der Berliner Senat zwingt seinen international renommierten Institutionen einen Haushalt auf, der ihnen nicht einmal die Arbeit “im Sinne des notwendigen Betriebs” ermöglicht. Die für die Universität konstitutiven Fachgebiete können mit dem beschlossenen Haushalt keine gerechten Arbeitsbedingungen sichern, da ihnen das Lehrpersonal ohne Vorankündigung gekürzt wird und so eine vorausschauende Planung des akademischen Betriebs unmöglich macht.
Wir dulden keinen akademischen Betrieb, in dem seit langem die zwingend notwendige Besetzung von Professuren ausbleibt und professorale Lehre durch prekär bezahlte Lehraufträge besetzt wird, auslaufende Verträge von Dozierenden nicht verlängert werden und die Arbeitszeit studentischer Hilfskräfte um ein Viertel reduziert werden muss, oder diese gar zur Kündigung gebeten werden.
Wir dulden keinen akademischen Betrieb, in dem durch die Kürzung von 30% des Fakultäts Budgets jegliche Veranstaltungen wie Exkursionen, Ausstellungsbesuche, Gastvorträge, aber auch der Ankauf von Arbeitsmaterialien und Verbrauchsmitteln wie Bürobedarf, und zudem laufende und geplante Forschungsvorhaben nun nicht mehr ansatzweise finanziert werden können.
Wir sind zutiefst enttäuscht, dass studentische Initiativen, die lediglich durch das Engagement einzelner Studierender außerhalb des Curriculums entstanden sind, nicht mehr gefördert werden können und ungewürdigt bleiben.
Wir sehen die Freiheit und langfristige Sicherung der Qualität unserer Bildung massiv bedroht. Wir akzeptieren keinen akademischen Betrieb, der die in den Studienordnungen zugesagten Bedingungen nicht erfüllen kann. Wir sind enttäuscht über die Missachtung studentischen Engagements.
Wir stellen die Legitimität einer Politik infrage, die einer Kündigung des Hochschulvertrags für die Jahre 2024 bis 2028 gleichkommt.
Wir akzeptieren keinen akademischen Betrieb in Gebäuden, die unter der Maßgabe von “Substanzerhalt und Betriebssicherheit” bewirtschaftet werden und damit im wahrsten Sinne des Wortes zu bloßen Fassaden künstlerischer Arbeit verkommen.
Unzeitgemäße Investitionen
Wir sind die verantwortlichen und zentralen Akteur:innen der Zukunft, des sozialen Zusammenhalts, und der demokratischen Zukunft dieses Landes, um die es zu kämpfen gilt, weshalb wir jeder möglichen Unterstützung bedürfen.
Statt aber für die jungen Bürger:innen seiner Stadt einzustehen und sie im oben genannten Sinn zu unterstützen, investiert der Berliner Senat lieber 188 Millionen Euro in den Abriss und Neubau des Jahn Stadions und zeigt sich so unfähig, der ihm übertragenen Bildungsverantwortung nachzukommen.
Es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass auf der einen Seite unsere Universität durch eine Kürzung von wenigen Millionen Euro zugrunde geht und andererseits dreistellige Millionenbeträge zum Fenster hinausgeschmissen werden.
Offenkundig ist die Nichteinhaltung der Berliner Hochschulverträge ein Politikum, keine unabwendbare Folge von Finanzzwängen.
Protest
Um unseren Unmut über die Folgen der Kürzungen und den Zustand des akademischen Betriebs an der UdK auszudrücken, protestieren wir, die Studierendenschaft der Universität der Künste Berlin.
In unserem Studium arbeiten wir für eine künstlerisch-wissenschaftliche Produktion von Wissen. Unsere Arbeit ist das Produkt einer der renommiertesten Kunsthochschulen Deutschlands und Europas, womit sich nicht zuletzt der Senat Berlins gerne rühmt. Diese Arbeit leisten wir mit großer Leidenschaft, teilweise bis in die tiefe Nacht. Sie ist für uns alle ein maßgeblicher Bestandteil unseres Lebens.
Protestieren bedeutet für uns daher nicht nur, unsere Arbeit einzustellen, um für die uns versprochenen Lernbedingungen zu kämpfen, sondern auch Verzicht auf eine für uns unverzichtbare Tätigkeit. Da neben Studium und Lohnarbeit keine Zeit für organisierten Protest bleibt, sehen wir uns gezwungen, die eigentlich für unsere Ausbildung reservierte Zeit dem Widerstand gegen eine kurzsichtige, konzept- und verantwortungslose Politik zu opfern.
Die Vielfalt der diversen kostenfreien Studienangebote muss gesichert bleiben
Die UdK hat sich über Jahrzehnte ein eigenes Profil aufgebaut und ist aufgrund dieser einmaligen künstlerisch-wissenschaftlichen Orientierung für die Landschaft der Berliner Hochschulen unverzichtbar. Nicht zuletzt diesem Profil verdankt die UdK die hohe Nachfrage aller Studienangebote.
Genau diese Heterogenität der Schwerpunkte der Berliner Hochschulen ist es, von dem wir Studierende und die Vielfältigkeit der Stadt maximal profitieren. Diese Heterogenität ist nicht nur Grundlage der gegenseitigen Inspiration, sondern auch Nährboden für innovative und kreative Denkimpulse.
Der von uns geforderte akademische Betrieb kann weder durch eine Erhöhung der Studiengebühren, durch die Überführung einzelner Studiengänge an andere Berliner Universitäten, noch durch private Spenden gesichert werden.
Weder wollen wir den Erhalt unserer Bildung auf Kosten der Bildungsgleichheit zurückgewinnen, noch wollen wir unsere Universität zu einer privaten Bildungsinstitution verkommen lassen.
Wir fordern den Senat Berlins zur Einhaltung des Hochschulvertrags auf und fordern eine Finanzierung durch eine angemessene und von ihm demokratisch verantwortete Verteilung der Haushaltsmittel der Stadt Berlin – das ist sein Recht und seine Pflicht.
Aufruf
Wir sehen seitens des Berliner Senats weder eine politische Strategie, geschweige denn eine Vision davon, wie Kultur, Bildung und Wissenschaft als wichtigste Standortfaktoren der Stadt Berlin gesichert werden sollen. Die Einsparungen gehen bereits jetzt auf Kosten der Allgemeinheit, schaden unserer Stadt und nagen an der Zukunft.
Deshalb ruft die Studierendenschaft der Universität der Künste Berlin nicht nur alle Mitglieder der UdK und die aller Berliner Hochschulen dazu auf, sich uns anzuschließen, sondern auch alle Bürger:innen des Landes, denen etwas an der Zukunft ihrer Stadt liegt, sich mit uns und allen Protesten gegen die Kürzungen von Wissenschaft und Kultur durch den schwarz-roten Senat zu solidarisieren.
Unser Unmut, unsere Kritik und unsere Forderungen gelten dem Regierenden Bürgermeister, Kai Wegner, dem Finanzsenator, Stefan Evers, der Senatorin für Wissenschaft, Dr. Ina Czyborra und ihrem Staatssekretär Henry Marx und keinesfalls den Gremien und Institutionen unserer Universität.
Vielmehr fordert die Situation von der Studierendenschaft einen engen Zusammenhalt mit allen Mitgliedern der Universität, die den Betrieb der Universität der Künste Berlin möglich machen – dem Mittelbau, den Professor:innen und all den Mitarbeitenden, die dazu ihren unkürzbaren Beitrag leisten. Wir solidarisieren uns mit allen von den Kürzungen Betroffenen und sind uns der gegenseitigen Unterstützung sicher!
Wer in uns investiert, investiert auch in alle uns folgenden Generationen.
Wer in uns investiert, investiert in die Zukunft unserer Stadt und unsere Demokratie.
Wer in uns investiert, investiert in Zusammenhalt, in Innovations- und Zukunftsfähigkeit, in die Kultur einer Gesellschaft, die in einer komplexer werdenden Welt differenziert zu handeln vermag.
Bildung braucht Budget!
Berlin, am 23.01.2025
– We are protesting! –
Current Situation
On December 19, 2024, Berlin’s black-red Senate imposed an 8% budget cut on the city’s universities. As Berlin’s smallest university, the University of the Arts (UdK) is disproportionately and critically affected due to its limited financial reserves.
Our Academic Senate has warned that this policy will result in “a significant decline in the quality of teaching,” a consequence that is, apparently, “to be accepted.” We refuse to do so.
Instead, we are aligning ourselves with the statement of our Academic Senate and decide to protest.
Impact on Education
It is unacceptable that students of Berlin’s universities, already severely impacted by the COVID-19 pandemic, must now endure another blow due to the financial policies of the Berlin Senat. We, the student body of the UdK, are disappointed at a Senate that, instead of standing up, turns its back on us.
The Berlin Senate has imposed a budget on its internationally renowned institutions that does not even allow them to function „in terms of necessary operations.“ The academic fields essential to the university cannot ensure fair working conditions with the proposed budget, as teaching staff is being cut without prior notice, making it impossible to plan the academic operations effectively.
We do not tolerate an academic institution where the urgent and necessary filling of professorships has long been neglected, expiring contracts of lecturers are not renewed, student assistants are forced to reduce their working hours, and the vacant positions can only be filled under precarious conditions if to be filled at all.
We do not tolerate an academic institution where, due to a 30% cut in the faculty budget, activities such as excursions, exhibition visits, guest lectures, and even the procurement of essential materials and consumables like office supplies—as well as ongoing and planned research projects—can no longer be remotely financed.
We are deeply disappointed that student initiatives, which emerged solely through the voluntary commitment of individual students outside the curriculum, can no longer be supported and remain unrecognized.
We perceive the freedom and long-term quality of our education as being under severe threat. We will not accept an academic institution that cannot meet the conditions promised in the study regulations. We are disappointed by the disregard for student engagement.
We question the legitimacy of a policy that effectively amounts to a termination of the Higher Education Agreement for the years 2024 to 2028.
We will not accept an academic operation in buildings that are managed solely under the premise of „preservation and operational safety,“ reducing them, in the truest sense of the word, to mere façades of artistic work
Misguided Investments
As the responsible and central actors of the future, of social cohesion, and of the democratic fabric of this country, we are worth fighting for and deserve every form of support.
Yet, instead of standing up for the young citizens of this city and supporting them in this vital role, the Berlin Senate has chosen to invest €188 million in the demolition and reconstruction of the Jahn Stadium. This glaringly demonstrates its inability to fulfill its duty to uphold educational responsibility.
It is outrageous that while our university is on the brink of collapse due to the loss of just a few million euros, the Senate sees fit to squander hundreds of millions elsewhere.
The violation of Berlin’s Higher Education Agreements is a political choice, not an unavoidable financial necessity.
Protest
We, the students of the Berlin University of the Arts, are protesting to express our outrage about our university’s financial cuts and deteriorating academic system.
We work tirelessly to produce artistic and scientific knowledge, stemming from one of Germany’s and Europe’s most renowned art universities. Even the Berlin Senate proudly touts our achievements. We dedicate ourselves to this work with passion, often working late into the night. It is an integral part of our lives.
For us, protesting means pausing our work to fight for the conditions promised to us and sacrificing an activity we deeply value. With the demands of our studies and part-time jobs, we have no time left for organized protests. Therefore, we are forced to devote the time meant for our education to resisting a shortsighted, conceptless, and irresponsible political agenda.
Safeguarding Diverse, Accessible Education
Over decades, the UdK has established a unique profile, one that makes it indispensable in Berlin’s academic landscape due to its distinctive blend of artistic and scientific focus. This profile has created high demand across all its programs.
The diversity of Berlin’s universities, with their distinct areas of focus, is a cornerstone of mutual inspiration and a fertile ground for innovative and creative thinking.
The academic programs we demand cannot be secured through tuition increases, the transfer of certain programs to other Berlin universities, or by private donations.
We refuse to restore our education at the expense of widening educational inequality. Nor will we allow our university to degenerate into a private institution for the privileged few.
We demand that the Berlin Senate honor its Higher Education Agreement and provide adequate funding through a fair and democratically responsible allocation of the city’s budget. This is not just its right—it is its duty.
Call for Action
We see no political strategy—let alone vision—from the Berlin Senate to ensure that culture, education, and science, as Berlin’s key assets, are safeguarded. These cuts already harm the public good, weaken our city, and jeopardize its future.
We, therefore, call on all members of the UdK, the wider student body of Berlin’s universities, and all citizens who care about the future of this city to join us and show solidarity with all protests against the cuts to education and culture imposed by the black-red Senate.
Our dissatisfaction, criticism, and demands are directed at the Mayor of Berlin, Kai Wegner; Finance Senator, Stefan Evers; Science Senator, Dr. Ina Czyborra; and her State Secretary, Henry Marx—not at the bodies or institutions of our university.
On the contrary, this situation calls for unity among all members of the university—students, faculty, and staff alike—who contribute their indispensable efforts to the operation of the Berlin University of the Arts. We stand in solidarity with everyone affected by these cuts and are confident in our mutual support!
Investing in us means investing in all future generations.
Investing in us means investing in the future of our city and our democracy.
Investing in us means investing in solidarity, innovation, and the culture of a society capable of navigating an increasingly complex world with nuance.
Education Needs Budget!
Berlin, 23.01.2025