Als Susan Sontag Mitte der 1960er Jahre eine neue Sensibilität in der Kunst behauptet und Rosalind Krauss zehn Jahre später über Sense and Sensibility in der post-minimalistischen Kunst nachdenkt, steht für beide Autorinnen fest, dass Sensibilität alles andere als eine unmittelbare, nur das Individuelle oder Subjektive betreffende Empfindsamkeit ist. Sie stellen stattdessen ihre Künstlichkeit und gesellschaftliche Gemachtheit heraus und betonen die entscheidende Rolle von Kunst in der Ausbildung dieser neuen Gefühlskultur. Auch in der Gegenwart lässt sich ein Wiederaufleben von Sensibilität feststellen, das, ein wenig anders gelagert, mit einer gesteigerten Aufmerksamkeit für Vulnerabilität und Schwäche verbunden ist. Es entwickeln sich heute neue Ästhetiken der Fragilität und des Zartgefühls, die wir im Seminar genauer untersuchen und mit historischen Texten aus dem „Zeitalter der Empfindsamkeit“ vergleichen wollen.
Fr. 14-18h; 14-tägig
STR 207
Beginn 17.10.2025