Das nächtliche Selbst. Traumwissen und Traumkunst im Jahrhundert der Psychologie (1850-1950)
DFG-Netzwerk
2015-2018
Das DFG-Netzwerk untersucht einen zentralen Ausschnitt aus der Kultur- und Wissensgeschichte des Traums, der erstmals in interdisziplinärer Perspektive rekonstruiert wird. Sein Ziel ist die Analyse der säkularen Traumkulturen seit der Aufklärung. Leitend ist dabei die Frage nach dem Verhältnis von Traum und Subjekt: Welchen Beitrag leistet die wissenschaftliche und künstlerische Auseinandersetzung mit dem „nächtlichen Selbst” zur Neudefinition oder gar Neukonstitution von Subjektivität?
Historischer Fokus der Untersuchung ist das Jahrhundert der Psychologie. In der Traumforschung sind seine Eckdaten die Durchsetzung empirisch-experimenteller Forschungsmethoden (um 1850) und die Etablierung eines neuen wissenschaftlichen Paradigmas, der Neurophysiologie (um 1950). In diesem Zeitraum entfaltet sich ein intensives Zusammenspiel zwischen neuen Traumtheorien, wie sie in Psychologie, Medizin, Philosophie und Ästhetik diskutiert werden, und innovativen Darstellungsformen des Traums, wie sie sich sowohl in den Wissenschaften als auch in Literatur, bildender Kunst und im Film entwickeln.
Die Frage der Traumdarstellung ist dabei von entscheidender Bedeutung, weil Träume ‒ genauer: Trauminhalte ‒ niemals unmittelbar wahrgenommen werden können. Einer Traumforschung, die nicht nur an Gehirnphysiologie, sondern auch an Trauminhalten interessiert ist, stehen daher als Untersuchungsgegenstand nur Traumerinnerungen zur Verfügung, die in einem sprachlichen oder visuellen Medium zur Darstellung gebracht sind. Für die anthropologischen und philosophischen Ansätze zur Neukonzeption von Subjektivität, die dem „nächtlichen Selbst” und seinen Träumen gerecht zu werden suchen, spielen deshalb formale und mediale Aspekte der Traumdarstellung, ihre Rhetorik, und ihre Ikonographie eine Schlüsselrolle.
Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt.
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