Forschungsprojekte | Prof. Dr. Kathrin Busch

Das Wissen der Künste

DFG-Graduiertenkolleg an der Universität der Künste Berlin

seit 2015 Mitglied im Leitungsteam.

https://www.udk-berlin.de/forschung/dfg-graduiertenkolleg-das-wissen-der-kuenste/

 

Anderes Wissen – in künstlerischer Forschung und ästhetischer Theorie

DFG-Netzwerk 2017-2020

Das Netzwerk bringt Forschungsprojekte miteinander in ein Gespräch, die entweder die epistemische Bedeutung der Kunst oder die ästhetischen Bedingungen der Theoriebildung untersuchen. Ausgehend von der These, dass die Wissensproduktion in den Künsten, die heute unter dem Begriff der ‚künstlerischen Forschung’ firmiert, ihr strukturelles Pendant in einer Reflexion auf die ästhetischen Bedingungen der Theoriebildung hat, werden die Wanderbewegungen zwischen Kunst und ästhetischer Theorie erforscht. Indem das ‚Wissen der Künste’ systematisch auf ein künstlerisches Wissen und eine künstlerische Theorie bezogen wird, sollen die gegenseitigen Anleihen einer forschend verfahrenden Kunst und einer ästhetisch verfahrenden Theorie freigelegt werden. Dabei geht das Netzwerk erstens von der These aus, dass man es heute, angesichts der epistemischen Bedeutung von Kunst und der ästhetischen Bedingtheit der Theoriebildung, mit einer Neuaufteilung des Feldes des Wissens zu tun hat, in dem sich ein dritter Bereich zwischen Kunst und Theorie konstituiert. Zweitens nimmt das Netzwerk an, dass diese Emergenz mit einer paradigmatischen Verschiebung in der Reflexion über Kunst einhergeht, die sich von ästhetischen Begriffen zu denen des Wissens verlagert: Kunst manifestiert sich heute zunehmend als epistemische Praxis. Das ästhetische Regime der Kunst wird durch ein epistemisches Regime ergänzt, in dem nicht primär neues positives Wissen gewonnen, sondern mit anderen Erkenntnispraktiken expermientiert wird. Dieses „andere Wissen“ der Kunst korrespondiert mit „anderen“ Erkenntnispraktiken in der Theorie, deren Episteme ebenfalls ästhetisch verfasst ist, nicht nur in Bezug auf ihre Darstellungsbedingungen, sondern auch in Bezug auf die Materialität und Affektivität ihrer Artikulation. Daher wird zu diskutieren sein, wie sich durch die gegenseitigen Anleihen und Übersetzungen zwischen Kunst und Theorie das neue Feld eines „anderen Wissens“ herausbildet, das nicht nur die künstlerische Forschung sondern ebenso die Theoriebildung – der philosophischen Ästhetik wie der Kunstwissenschaft – betrifft.

 

Design, Kunst, Lebenswelt. Ästhetische Strategien und kulturelle Wirksamkeit.

DFG-Projekt in Kooperation mit dem Institut für Theorie der Zürcher Hochschule der Künste

2012-2014

Nicht lediglich Kunstwerke tragen zur Konstitution einer Lebenswelt bei, wie in der Ästhetik des 20. Jahrhunderts etwa von Nelson Goodman oder Martin Heidegger vertreten wird, sondern auch die Dinge der alltäglichen Praxis haben wesentlichen Anteil daran, wie sich unser Eingebundensein in die Welt gestaltet. Im Unterschied zur Kunst ist jedoch das designte Artefakt nicht aufgrund seiner Symbolisierungsfunktion allein welterzeugend, sondern kraft Gebrauchsfunktion. Als Vermittler bestimmter Handlungen schließen die gestalteten Dinge die Lebenswelt bedeutungshaft auf. Die Designprodukte modulieren unser Tun und modellieren unseren Habitus. Design ist daher immer auch eine dinghaft vermittelte Selbst- und Sozialtechnik, es fundiert kulturelle Praktiken, Lebensstile und Vergemeinschaftungsweisen. In der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts wird vielfach auf diese kulturelle und gesellschaftliche Wirksamkeit des Designs rekurriert, um die mit dem Autonomiestatus der Kunst verbundene gesellschaftliche Folgenlosigkeit zu überwinden. Umgekehrt finden die ästhetischen und selbstreflexiven Standards der Kunst Eingang in das Design. Im Forschungsprojekt wird den Übersetzungen und wechselseitigen Anleihen von Kunst und Design vor allem im Hinblick auf die Kraft gestalteter Objekte bezüglich Subjektivierungs- und Sozialformen nachgegangen. Wobei angesichts der Durchdringung der kulturellen Sphären von Kunst und Design dafür argumentiert wird, dass es verkürzend wäre, allein die Kunst als ausgezeichneten Ort einer Reflexion heutiger Kultur anzusehen und ihr allein das Vermögen der Kritik zuzuschreiben.

 

Kulturen der Leiblichkeit

DFG-Netzwerk

2011-2013

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Netzwerk „Kulturen der Leiblichkeit“ widmet sich der Frage, ob und inwieweit die Differenz zwischen Leib und Körper für die Kulturwissenschaften fruchtbar gemacht werden kann. Es wird danach gefragt, ob es mit dem Leibbegriff gelingen kann, die Körperlichkeit der Kultur zwischen Diskursivierung des Körpers und unhistorischer Materialität oder anders gesagt: zwischen Konstruktivismus und Objektivismus zu vermitteln. Das Forschungsprojekt widmet sich dabei sowohl einer Erhebung der kurrenten Leib-Begriffe wie deren Anschlussmöglichkeiten in konkreten kulturwissenschaftlichen Forschungsfeldern. www.leiblichkeit.net

 

Wissensbildung in den Künsten

Kooperationsprojekt an der Merz Akademie Stuttgart gefördert durch den Innovations- und Kreativitätsring Baden-Württemberg

2011-2012

Unter künstlerischer Forschung wird eine Wissensproduktion verstanden, in der sowohl die Erkenntnispotentiale der Künste als auch die ästhetischen Bedingungen des Denkens Berücksichtigung finden. In dem gemeinsamen Projekt steht die Eigenständigkeit einer solchen kunstbasierten Forschung und ihre spezifische Differenz zu wissenschaftlicher Forschung im Vordergrund. Es zielt darauf, Wissensbildungsprozesse im Medium von Kunst und Gestaltung voranzutreiben, sie epistemologisch zu beschreiben, ihre ontologischen Implikationen herauszuarbeiten und ihren Stellenwert in der heutigen und künftigen Gesellschaft zu konkretisieren. Künstlerische Forschung ist weit mehr als die bloße Umsetzung oder Vermittlung wissenschaftlicher Kenntnisse. Sie zielt auf ein anderes, eigenständiges, in und durch künstlerische Strategien und ästhetische Darstellungsformen hervorgebrachtes Wissen, das sich in anderen Formen, Präsentationsweisen und Rezeptionsstrukturen als die Wissenschaften vermittelt, andere Evidenzen produziert und sich in einer ganz spezifischen Weise auf die Lebenswelt und die Gesellschaft auswirkt. www.käpsele-connection.de

 

Künstlerische Wissensformen und die Transformation der Theorie

Forschungskooperation zwischen der Zürcher Hochschule der Künste (Prof. Dr. Elke Bippus) und der Merz Akademie Stuttgart gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds

2010-2011

Das Projekt widmet sich der Forschung in den Künsten in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und interdisziplinären Verschränkungen. Ziel ist die Konturierung und Analyse divergenter künstlerisch-wissenschaftlicher Wissensformen, deren Forschungen sich weder den klassischen Künsten noch den etablierten Wissenschaften eindeutig zuordnen lassen. In den Künsten, so die These, haben sich zunehmend hybride Weisen der Wissensbildung entwickelt, die sich mit neuen Formaten der Wissenschaften, dem sogenannten „Mode 2 Research“, in dem Punkt treffen, dass sie projektorientiert und transdisziplinär verfahren und sich nicht dem tradierten Modell akademischer Wissenschaftlichkeit fügen. Das Projekt will diese neuartigen künstlerisch-wissenschaftlichen Mischformen in den Grenzbereichen zwischen Bildender Kunst, Philosophie, Design, Raumgestaltung und Performance herausarbeiten, untersuchen und erproben. Die leitende Annahme lautet, dass sich hybride Wissensformen und Methoden weder umfassend abbilden noch disziplinär organisieren lassen, sondern sich vielmehr in „Mikrologien“ oder pluralen Ordnungen des Wissens etablieren.