Milena Kraft

 

In my sleep I dreamed this poem // 2014 // Diplomarbeit Modedesign

Meine  Abschlusskollektion setzt sich mit dem Melancholiker und dem ambivalenten Erleben der Realitäten, durch welche er sich bewegt, auseinander.
Die Melancholie wird als Phänomen des Abendlandes verstanden. Sie beschreibt kein kollektives Erlebnis der Massen, sondern vielmehr eine Erfahrung der Vereinzelung, einer Begegnung des Individuums mit sich selbst. Das Reich der Melancholie gilt als das Reich der Grenzfiguren zwischen Genie und Wahnsinn. Schon in der antiken Vorstellung galt sie als wesentliches Merkmal des schöpferischen und denkenden Geistes.
Der Melancholie als menschlicher Empfindung und Geisteszustand Ausdruck zu verleihen, ist in der Welt der Kunst, des Theaters, der Literatur und Lyrik schon in der Antike ein sehr beliebtes Thema gewesen.
Der melancholische Zustand ist ein Zustand der Ambivalenz, der Gespaltenheit. Der melancholische Geist lebt in dem ständig gespannten Verhältnis zwischen der physischen Realität und dem Traum, der Vision und der Imagination.
Vom Gipfel der Zerrissenheit hat der Melancholiker eine besondere Weitsicht. Jener Riss ist die Grenze zwischen den Welten, in denen der Melancholiker lebt, die Zerrissenheit des Melancholikers ist das doppelte Bedürfnis nach dem Erleben der physischen Realität und der Welt des Traumes, der Imagination. Zwischen der Banalität und Flüchtigkeit der alltäglichen, äußeren Realität und der inneren, persönlichen Welt des Traumes, kann der Melancholiker, wenn überhaupt nur vorübergehende Harmonie herstellen.
Die Welt des Traumes ist ein Ort der bildlichen Sprache und der Ort der Quelle von kreativer Inspiration, assoziativem Denken und Visionen. Der Traum entzieht sich der Logik der Sprache, er ist der Ort an dem wir Impuls, Instinkt und Sehnsucht folgen. In der bildlichen Traumwelt sind wir unser unzensiertes und unzivilisiertes Selbst. Hier bestehen oft keine Anforderungen und Erwartungen der äußeren Welt, hier sind wir dem Tier, das impulsiv handelt und seinen Bedürfnisse unreflektiert folgt, am nächsten.
In der Kollektion stehen sich die gestalterischen Elemente beider Erfahrungswelten nicht als Kontrast gegenüber, sondern verschmelzen vielmehr zu einem harmonischen Gesamtbild. Der physische, alltägliche Aspekt der Arbeit findet Ausdruck in sportlicheren Elementen und Materialien wie Neopren und cleanen, lässigeren Schnittformen und Verarbeitungsdetails. Demgegenüber zeigt sich eine traumartige, schwebende und entrückte visuelle Welt in tierischen Materialien wie Seide, Haar, Mohair und Leder. Kontraste entstehen vor allem in der Erscheinung und Wirkung der Oberflächen, farblich bewegt sich die Kollektion zwischen Schwarz, Weiß und Goldtönen.

Betreut von:  Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // GD Lars Paschke

// fotos: Daniela Macé Rossiter
// model: Elena Graf (mega)
// hair/ make-up: Alexandra Welke