(Marianne Brandt: „Tempo, Tempo, Fortschritt, Kultur“, 1927)
Unser Bild moderner Gestaltung prägt heute oft ein musealisierter Kanon ‚zeitlos schöner‘ moderner Klassiker: funktional, industriell und materialgerecht, sind sie zu Chiffren für ‚guten Geschmack‘, oder sogar Design überhaupt geworden. Im Seminar wollen wir mit Texten und Objekten ein vertieftes und differenziertes Bild von Gestaltung und Gestaltungsdiskursen ab der ersten Weltausstellung 1850 bis zur Auflösung des Bauhauses 1933 gewinnen. Thema sind die neuen Potentiale und Herausforderungen von Industrieproduktion und Massenkonsum; die Entfremdung durch Industriearbeit und Technik; die Suche nach einem Stil des Industriezeitalters zwischen Ornament und Funktionalität; die Herausbildung des Berufsbilds der Designerin und schließlich die utopischen Ideen, mit denen die Moderne nicht nur den Gebrauchsgegenstand, sondern den Menschen selbst neu erfinden wollte. Neben der Nachwirkung dieser Themen bis in die Gegenwart macht die aus vielen Texten sprechende Dringlichkeit, mit der das Design nach einer Positionsbestimmung sucht, die Beschäftigung mit der Moderne lohnenswert.
Seminarleitung: Martin Beck
Kulturwissenschaften, B.A. 1. Semester
Donnerstag 14-17 Uhr, Raum 207