Seit den 1980er Jahren haben postmoderne Philosophen den Eintritt in eine Nachgeschichte (‚Posthistoire’) bzw. das ‚Ende der Geschichte’ (Fukuyama) und sogar das ‚Ende der Philosophie’ (Gehlen) verkündet. Die Objektivität von „Metaerzählungen“ (Lyotard) und ‚globale[n] Weltbilder[n]’ (Gehlen) wurde geleugnet oder zumindest stark relativiert (Foucault; Rorty) bzw. dekonstruiert (Derrida): „Die große Erzählung hat ihre Glaubwürdigkeit verloren“ (Lyotard). Im Gegenzug sind die zeitgenössischen Kunst- und Designwelten zu Laboratorien für praktische Zukunftsentwürfe geworden. Die kleinen, persönlichen Entwürfe und Erzählungen kompensieren so heute den Ausfall der Großen Erzählungen. Nach dem Ende der Postmoderne, hat der Mensch erkannt, dass er seine Geschichte weitgehend selbst bestimmen kann – zumindest sofern er nicht dazu getrieben wird durch den globalen Wettbewerb, den technologischen Fortschritt oder die Verantwortung für das gefährdete planetare Ökosystem. Vor allem in der zeitgenössischen Design-Welt werden Antworten auf die philosophischen Herausforderungen, vor die uns Wettbewerb, Fortschritt und Umwelt stellen (internet of things, Mensch-Maschine-Interfaces, Künstliche Intelligenz & Robotik, Quantencomputer, Biotechnologie, Neuro-Enhancement), nicht nur entworfen, sondern an konkreten Prototypen erprobt und vorentschieden. Im Seminar werden klassische, postmoderne und zeitgenössische Geschichtstheorien und Zukunftsentwürfe diskutiert und an konkreten Beispielen aus der heutigen Design- und Kunstwelt überprüft – mit dem Ziel, die Zukunft selbst zu gestalten.
Seminarleitung: Dr. Wolfram Bergande
Kulturwissenschaften, B.A. 4. Semester
Donnerstag 10-13 Uhr, Raum 207