8 June – Guest 6: Mischer’traxler

KAIROS 6 – OBJECT 6

Mischer Traxler:
data and experience:
Reoccurring themes in our projects are: nature, questioning production processes or the urge to explore where things come from – their materiality and origin.
Nevertheless, for the topic of “Kairos” we decided to pick two of our projects and their resulting points of interest that pushed the studio in directions, we did not necessarily expect beforehand. The projects are “realLimited” and “ephemera” – the first deals strongly about making data tangible and thus graspable, whilst the second one set the start for us to explore the field of interaction and experiential design. Both topics deal about concepts and use the resulting designed objects as tools for communication.

Object to bring with you that fits to our Kairos:
a measuring cup


ON MISCHER’TRAXLER

Katharina Mischer, Thomas Traxler and their team form mischer‘traxler studio. Based in Vienna they develop and design products, furniture, installations and more, with a focus on experiments, context and conceptual thinking. Balancing between handcraft and technology, the studio envisions whole systems, new production methods and kinetic or interactive installations that question topics, tell stories or open up new ways of doing things. Projects by mischer’traxler are often playing with uniqueness, form poetic records of their own production or interact with the viewer toevoke unexpected reactions.

Their works have been displayed in numerous museums and at international festivals and fairs and are to be found in the permanent collections of the MAK Vienna, the Art institute Chicago, the Vitra Design Museum and the British Design Council, among others. Their projects have won several awards, while as a studio, mischer’traxler was honoured with the ‘Designer of the future award’ by Design Miami/Basel and W-hotels in 2011 in 2014 with the ‘Young talent award’ by the Be-open foundation and recently with the Swarovski Design Medal 2016 by Swarovski and the Vienna Design Week. Recently they co-curated and designed the permanent exhibition MAK Design Lab at the MAK Vienna, which opened in May 2019.mischer’traxler frequently give talks about their work and conduct workshops in various Universities and Institutions.

www.mischertraxler.com
instagram: mischertraxler.studio


KAIROS 6: a talk with a Measuring cup – 26 participants


ZUSAMMENFASSUNG

mischer’traxler // Kairos

Katharina Mischer und Thomas Traxler, die gemeinsam ein Designstudio in Wien betreiben, und mit verschiedenen Projekten weltweit ausgestellt wurden, sprechen mit ihren Installationen meist das Thema Umweltschutz an, machen dort auf Missstände aufmerksam und fördern mit einem Teil des Gewinns die Lösung des angesprochenen Umweltproblems.

Das Gespräch begann zunächst sehr interessant, unser mitgebrachtes Objekt war ein Messbecher, der vertretend dafür stand, dass Mischer’Traxler in ihrer Arbeit wichtig ist, Daten und Zahlen greifbar zu machen. Der Kairos sozusagen, bei dem Informationen in ein Erlebnis umgewandelt werden, dadurch weniger abstrakt werden und somit das Bewusstsein schärfen. Die Daten helfen ihnen auch bei der Formgebung der Objekte, was den Gestaltungsprozess auf eine hilfreiche Weise Einschränkt bzw. genaue Vorgaben macht.
Wir redeten auch darüber, dass es trotz der Intention etwas zu bewegen, immer wieder auch Kunden gibt, die das Produkt einfach nur „hübsch“ finden und die tiefere Bedeutung dahinter ignorieren. Das ist zwar zunächst enttäuschend, aber da die betreffenden Umweltprojekte durch die Einnahmen finanziert werden, leichter zu akzeptieren.

Die Zusammenarbeit mit ihren Mitarbeitern beschrieben sie auch als sehr offen. Jede Idee soll und darf auf den Tisch, keine Scham vor Kritik, und ein ständiges hin und her. Ausserdem betonten sie die Notwendigkeit, sich bewusst zu machen, wie man im Gestaltungsprozess Fragen stellt. Je nach Formulierung kann man das Ergebnis recht genau voraussagen, oder einen ganz unvorhersehbaren Dialog öffnen.

Sehr irritierend war es für mich, in der Fragerunde am Ende des Gesprächs, ihre Antworten auf die Frage nach sozialer Gerechtigkeit, Rassismus und ihren Ideen nach den Möglichkeiten, sich als Designer engagieren zu hören. Aus dem Publikum kam die Frage, wie sie sich auf die aktuelle Protestbewegung in den USA und Weltweit, auf das Thema Black Lives Matter beziehen und welche Optionen sie als Designer sehen, hier einen Beitrag leisten zu können, und man sich als Designer für mehr Diversität einsetzen könne. Zuerst kam als Antwort, dass Ihnen das Thema nicht so sehr bewusst war, ihnen in der sog. „Bubble“ in der sie sich bewegen, so viel Diversität herrscht, dass sie das Problem nicht wirklich erkennen können. (Später habe ich auf ihrer Internetseite alle bisherigen Mitarbeiter gegoogelt und ein komplett weißes bzw. weiß gelesenes Team entdeckt.)

Ich möchte nicht sagen, dass sich jeder verpflichtet fühlen muss, sich für Themen zu engagieren, für die man kein Interesse hat. Ich habe jedoch gerade im künstlerisch-kritischen Kontext erwartet und mir gewünscht, dass ein Bewusstsein für die Thematik da sein würde, dass es eine bewusste Einstellungspolitik im Studio gibt, vielleicht sogar einen Inclusion Rider für die Zusammenarbeit mit Ausstellungsstätten oder zumindest ein Bewusstsein dafür, dass soziale Ungerechtigkeit und Umweltprobleme (was ja eines der Hauptanliegen von mischer’traxler ist) strukturell vernetze Themen sind.

Was jedoch als Antwort kam, war leider sehr enttäuschend, nicht nur weil es wie schon gesagt am Bewusstsein für die Thematik fehlte, sondern weil auch mit (meiner Meinung nach) absurden Argumenten versucht wurde, das Problem klein zu reden oder abzuwenden. Beispielsweise haben sie sich bewusst dagegen entschieden am Blackout Tuesday kein schwarzes Viereck zu posten, da sie sich mehr sorgen um die CO2 Bilanz eines einzelnen Instagram Posts sorgen (man bedenke dass wir in einem online Meeting steckten), oder beschrieben ihr Team als schon unheimlich divers, da sie auch homosexuelle Mitarbeiter haben. Wenn man sich nicht engagiert und in der Öffentlichkeit steht, kann man doch zugeben, dass man das Thema bislang ignoriert hat oder es für einen keine Bedeutung hat. Was zwar schade, aber immerhin ehrlich ist. Was aber danach kam an Argumenten, war der Versuch sich herauszureden, leider hinterließen diese Momente den bleibendsten Eindruck des ganzen Interviews.

Ich hoffe, dass diese Zusammenfassung dazu dient, sich der eigenen Verantwortung bewusst zu werden, die man hat, vor allem wenn man in der Öffentlichkeit steht. Aber auch diese Kritik anzunehmen und sich als Studio zu erlauben, zuzugeben dass man gerade erst anfängt dies zu realisieren. Sich nicht zu engagieren bedeutet eben auch, den Status Quo aufrecht zu erhalten und somit indirekt einen Beitrag zu leisten. Und gerade im Hinblick auf den Status Quo von Diversität im Design ist das Problem meiner Meinung nach nicht zu übersehen. Eben weil wir als Designer oft nicht nur das Endergebnis im Blick haben, sondern ganze Prozesse und Strukturen mit gestalten, und somit dafür verantwortlich sind, welche Nutzer und Hersteller mitgedacht werden und wer ausgeschlossen wird, hoffe ich dass es bald mehr Engagement gibt, diese Missstände zu ändern.

Dominique Bertisch


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