Transfloralismus – Kim Kuhl

Transfloralismus

Von ‘Transfloralismus’ und Arten übergreifendem Design  In meiner Masterarbeit untersuche ich spekulativ wie ein soziales Kommunikationsnetzwerk  für Bäume in Städten gestaltet werden kann. Ein holistischer Designansatz, in dem natürliche und künstliche, menschliche und nichtmenschliche Akteure miteinbezogen werden, setzt dabei die Basis für ein Projekt, das im stark anthropozentrisch geprägten Ökosystem Stadt die Bedürfnisse und Potentiale nichtmenschlicher Spezies berücksichtigt.  Inspiriert von verschiedenen post anthropozentrischen Ansätzen, steht das Bewusstsein für die Interdependenz und die bewusste Auflösung des Dualismus von Natur und Kultur im Fokus.  Bäume in Städten sind im Anthropozän starken Stressfaktoren ausgesetzt: Platzmangel, Schadstoffe, verdichteter Boden, Schatten, städtische Hitze- und Trockenperioden.  Funktionale und technische Anforderungen der Menschen werden in der Stadtplanung strukturell vor die Bedürfnisse der Bäume gestellt. Während Waldbäume über ihre Wurzeln und Mykorrhiza Pilze kommunizieren (auch ‘Wood Wide Web’ genannt) und in einem sozialen Interspezies Gefüge auf höchst intelligente Art und Weise für das gemeinschaftliche (Über-)Leben kooperieren, sterben immer mehr Stadtbäume als Folge unserer anthropozentrischen Integration und Haltung im urbanen Raum als auch der individualistischen Sicht auf den Baum als Einsiedler. Dabei sind vor allem gesunde Stadtbäume im kollektiven Kampf gegen die Klimakrise essentiell notwendig: Sie kühlen als natürliche Klimaanlage unsere schwülen Asphalt- und Betonlandschaften, sie reinigen und produzieren unsere Luft als ‘grüne Lunge’ der Stadt, sie tragen positiv zu unserer psychischen Gesundheit bei und sind Lebensraum für andere Lebewesen, die wiederum in zahllosen anderen Teilen unseres städtischen Ökosystems ihren Dienst leisten. Für ein baumgerechtes Leben in der Stadt, müssen wir Bäume als ‘Social Player’ ernst nehmen und ihnen ein soziales Kommunikationsnetzwerk ermöglichen, das ihnen erlaubt ihre Bedürfnisse und ihren Zustand zu kommunizieren. Dabei ist zu beachten, dass das Ökosystem Stadt im Gegensatz zum Wald von der Technosphäre dominiert wird und es neben natürlichen menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren auch künstliche und ‘tote’ Akteure umfasst, die in der Gestaltung eines sozialen Kommunikationsnetzwerks als Kooperationspartner der Bäume in Frage kommen. Mit diesem Gedankenschritt geht ein grundlegendes Umdenken des romantischen Naturbegriffs einher. Die über Jahre verankerte ideelle Distanz von Natur und Kultur soll aufgelöst werden und der stetige Ausbau der Technosphäre soll die Biosphäre nicht mehr überlagern, sondern sich mit ihr verweben.


MA Modul 1_Kim Kuhl_dokumentation (2)(1)-min


Kim Kuhl, MA WS2021/22 –