Bild: Margarethe Schütte-Lihotzky: ‚Frankfurter Küche‘ (1926) © Stadt Frankfurt am Main
Als ‚Moderne‘ bezeichnen wir die Epoche vom Beginn des 19. bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Kapitalismus, industrielle Massenproduktion, technologische Innovationen und sozialer Wandel schaffen die Bedingungen für ein zuvor unbekanntes Berufsbild: Design. Wie sollen die neuen Gegenstände funktionieren und aussehen? Wie kann das Design ein neues Lebensgefühl schaffen oder soziale Probleme lösen? Die Antworten, die die Moderne findet, sind vielfältig, komplex und widersprüchlich: historistische Gestaltung sucht nach Identität in den Dekorstilen der Vergangenheit. Die Arts and Crafts-Bewegung findet im Handwerk eine ethische Alternative zur modernen Industriearbeit. Der Jugendstil enthält wichtige Inspirationen von der japanischen Gestaltung. Avantgardebewegungen wie De Stijl und das Bauhaus stehen dagegen für radikalen Neuanfang: Funktionalität und universell verständliche Formensprachen sollen das Design der Gegenstände bestimmen. Die politischen Werte von Universalität, Gleichheit und Kreativität sind in der Realität aber oft mit Ausgrenzung verbunden, wie etwa die Situation der Bauhausfrauen zeigt. An exemplarischen Fallstudien wie den Stahlrohrmöbeln von Marcel Breuer und der Frankfurter Küche von Margarethe Schütte-Lihotzky zeigt sich, wie das Design der Moderne die Lebenswelt hinsichtlich Funktion, Ökonomie, sozialer Rollenverständnisse und Ästhetik neu konfiguriert. Insofern die Moderne heute oft nur noch für hochpreisige ‚Designklassiker‘ steht, stellt sich aber die Frage, was aus diesen utopischen Programmen eigentlich geworden ist.
Wir betrachten anhand von zentralen Beispielen und Texten die Konfliktlinien der modernen Gestaltung und fragen uns, was davon heute noch für uns relevant ist.
Dozent: Martin Beck
Modul Kultur- und Designgeschichte || BA – 1. Studienjahr |
Zeit: Do 14.00-17.00 Uhr
Ort: Straße des 17. Juni 118, Aula (Raum 401)