ROTATION | Masterarbeit 2023
Im Rahmen des Masterstudiums möchte ich mich – aufbauend auf dieser Arbeitsweise als Designer und meinem Interesse an der sozialen und gesellschaflichen Bedeutung von Handwerk – mit einer der ältesten Fertigungstechniken, dem Drechseln auseinandersetzen. Diese Handwerkskunst reicht bis in die Antike zurück und findet sich in verschiedensten Kulturkreisen wieder. In geografischer Nähe zum Erzgebirge aufgewachsen, war ich schon immer vom Drechseln als kunsthandwerkliche Tradition fasziniert. Mit dem Erlernen des Tischlerhandwerks und später im Bachelorstudium setzte sich dieses Interesse fort, insbesondere im Hinblick auf Prozessgestaltung, Materialökonomie und Reproduzierbarkeit. Was kann ein Rotationskörper heute als Objekt leisten? Lassen sich Atribute von Wertigkeit durch zeitgenössische Verfahren transformieren? Inwiefern repräsentiert die Handwerkstradition einen realen, sozialen Kontext? Wie kann ihre experimentelle Weiterführung zur Entwicklung von nachhaltigem Design anregen? Um dieses Spannungsfeld zwischen erzgebirgischer Handwerkskunst und dem Drechseln als zukunftsorientierte Fertigungstechnik zu eröffnen, möchte ich Forschungsreisen in diese Region unternehmen, mehr über den technologischen Stand der Herstellungsverfahren erfahren, Kunsthandwerker*innen kennenlernen und mögliche Kooperationspartner*innen für meine Masterarbeit finden. Die gewonnenen Erkenntnisse möchte ich in abstrahierter Form in eine Reihe von Rotationskörpern übersetzen – als Evolutionskette, deren Kernelemente verknüpft und im einzelnen Objekt zum Ausdruck gebracht werden. In der Umsetzung werde ich mich zwar auf bestimmte Materialien konzentrieren, um deren Tradition nachzuvollziehen, jedoch andere Stoffe nicht ausschließen, um innovative Blickwinkel einnehmen zu können. Beim Drechseln handelt es sich um einen subtraktiven Vorgang; was abgetragen wird, geht verloren. Dieser quasi-skulpturale Prozess eröffnet mir einerseits einen direkten Weg der Formfindung, andererseits wirft er hinsichtlich ökologischer und sozialer Entwicklungen Fragen zu Materialverständnis und -ökonomie auf, die ich bereits in meinem Bachelorprojekt aufgegriffen habe und nun im Rahmen der Masterarbeit vertiefen werde. Mein bisheriger Werdegang zeugt von dem Bestreben, die gesellschafft liche Relevanz und das Potenzial von Design und Handwerk immer wieder neu zu denken und zu hinterfragen. Der Master Produktdesign stellt in dieser Hinsicht für mich ein inspirierendes und wegweisendes Umfeld dar und ich bin dankbar, mich in diesem Rahmen professionell, gestalterisch und persönlich weiterentwickeln zu können.
Prozess
Betreut durch: Prof. Axel Kufus, Prof. Holger Neumann, Prof. Lukas Feireis