Abb.: Louise Bourgeois, Together, 2005.
Lust gilt als Organ der Rebellion. Sie sprengt die Ketten der Norm, überschreitet den guten Geschmack, folgt ihrer eigenen Erfüllung. Verschwistert mit Gelächter und Verausgabung gilt vielen der Genuss, den sie bereitet, als ein überschüssiges, für die Kultur irrelevantes und politisch verräterisches Gefühl von Glück. Auch in der philosophischen Ästhetik wird die Lust nur als sublimierte geschätzt. Seit Kant bemüht man sich, aus der ästhetischen Reflexionslust jede unmittelbar sinnliche Lust zu verbannen. Die sublimierte Lust am Schönen speist sich angeblich gerade nicht aus sexuellen Quellen. Das Seminar folgt Positionen, die diese säuberliche Trennung befragen und stattdessen von einem ästhetischen Gebrauch der Lüste ausgehen, der quer zur Spaltung in eine pure sexuelle Lust auf der einen und eine durch Sublimierung kultivierte und gezähmte ästhetische Lust auf der anderen Seite verläuft. Damit erhalten sowohl Politiken des Körpers als auch die prekäre Gestaltbarkeit von Begehren Einzug in die Ästhetiken der Lust.
Mit Texten unter anderem von Georges Bataille, Simone de Beauvoir, Carla Lonzi, Catherine Malabou, José Esteban Muñoz, Amber Musser und Maggie Nelson.
Prof. Dr. Kathrin Busch
Blockseminar: 6. bis 9. Juni im Gutshof Sauen
Auftakt: 17. Mai, 17h, STR 207