COLLABORATE | SS 2014

 


ENTWÜRFE FÜR CO-WORKING Spaces


Projektbetreuung:
Prof. Achim Heine
Gastprof. Andreas Bergmann
Stephanie Jasny
 Das Wesen der Arbeit verändert sich. Was wir in unserer Arbeitszeit tun, wie wir kommunizieren, lernen, uns konzentrieren oder entspannen, ist meilenweit entfernt von den Zellenbüros der Mad Men Ära. Coworking Spaces sind der globale Trend. In ihrem Nährboden wird mit neuen Arbeitsformen experimentiert: Freiberufler, Freelancer, kleinere Startups oder digitale Nomaden, die unabhängig voneinander agieren oder in unterschiedlichen Firmen und Projekten aktiv sind, arbeiten dort zusammen und können auf vielfache Weise voneinander profitieren.
Die Vorteile durch das Bereitstellen von variabel nutzbaren Arbeitsplätzen, Bürohardware, Konferenzräumen incl. Café, Geschäftsadresse, Telefonservice liegen auf der Hand: Größeres Potential bietet das Miteinander, wenn bspw. Gastronom auf Drehbuchautor, Informatiker auf Architekten trifft. Man koordiniert sich, stimmt sich ab, fragt nach, kooperiert, holt sich Input aus ganz anderen Disziplinen und Fähigkeiten, um auf neue innovative Lösungen zu kommen. Das Umfeld und die Arbeitsmittel werden dafür »zurechtgerückt« und dementsprechend flexibel einsetzbar muss das Angebot des Coworking Spaces sein. Der Introvertierte muss dort ebenso Platz finden wie die Gruppe.
Auch wenn vereinzelt für Vorstellungsgespräche oder größere Meetings weiterhin verschlossene Türen benötigt werden, ist die ungezwungene Kommunikation in entspannter Atmosphäre das Haupt-Charaktermerkmal des Coworking Space. Er ist nicht nur praktische Ansammlung einzelner Arbeitsplätze, er ist ein »we place«: wir gehen dann ins Büro, wenn wir andere Leute sehen wollen, wenn wir mit ihnen kooperieren und uns austauschen wollen.Der neue Rohstoff ist der des digitalen Zeitalters: Wissen und Ideen sind im Coworking Space aus allen Richtungen erhältlich, Neues entsteht aus gegenseitiger, disziplinübergreifender Inspiration und Kooperation.
Der Kreativität und Lösungssuche ist dies in höchstem Maße zuträglich – schon jetzt lassen Unternehmen ihre Mitarbeiter ganz offiziell in Coworking Spaces arbeiten oder bauen ihre eigenen Büroräumlichkeiten zu einem Coworking Space um und öffnen ihn teilweise sogar für Außenstehende.
Das hohe Maß an Immaterialität und Geschwindigkeit beim Austausch von Ideen und Wissen im »global-virtuellen« Raum verstärkt unser Bedürfnis nach Emotion und Entschleunigung, nach echtem Leben im »lokal-realen« Raum. Dies führt zu einer Emotionalisierung des Arbeitsplatzes – dieser soll in seiner materiellen Ausstattung nicht nur funktional sinnvoll sein und die eigene Persönlichkeit oder sogar eine Unternehmenskultur wiederspiegeln sondern auch so etwas wie Nestwärme bieten, also ein sozial wie emotional attraktiver Ort sein, wo sich z.B. nach Feierabend mit den anderen noch ein Bier trinken lässt. So wirkt mancher Coworking Space mitunter wie eine krude Mischung aus Arbeitszimmer, WG-Küche, Facebook und Uni-Flur.
Antriebsfeder der Coworking Spaces sind die digitalen Technologien, die eine steigende Mobilität und Flexibilität bei der Wahl unseres Arbeitsplatzes erst ermöglichten. Technologische Weiterentwicklungen brachten uns auch das papierlose Büro sowie immer kleinere, leichtere Hardware. Mit den sozialen Netzwerktechnologien ist auch der Fokus wieder zurück auf den Menschen und die Gesellschaft gelegt worden. Auch hier werden Zusammenarbeit und Netzwerken zu immer wichtigeren Faktoren bei der Ausgestaltung des Arbeits- und Lebensumfelds.
Der Coworking Space ist ein soziales Netzwerk, das nicht mehr nur im Web, sondern auch wieder in der realen Welt zusammenfindet. Ein Katalysator, der durch das persönliche »echte« Aufeinandertreffen von Menschen neue Ideen und Kooperationen ermöglicht.